zum Hauptinhalt
Berlins Weltstar.

© dpa

Berlin: Gedenken an die Knef

Vor zehn Jahren ist die Künstlerin gestorben. Eine Schau zeigt ihre Ölbilder in den Hackeschen Höfen.

Geregnet hat es am 7. Februar 2002 in Berlin. Auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof wurde ein schlichter Kiefernsarg zu Grabe getragen, rund tausend Menschen waren dabei: der letzte Weg von Hildegard Knef, die eine Woche vorher, am 1. Februar, mit 76 Jahren in der Klinik Heckeshorn an ihrem langwierigen Lungenleiden gestorben war. Ein Leben „voll Freude und Energie, Kummer und Not“ sei zu Ende, sagte Pfarrerin Sylvia von Kekulé bei der Trauerfeier in der Gedächtniskirche.

Genau zehn Jahre ist das nun her, und es gibt nicht mehr viele konkrete Erinnerungen an die große Schauspielerin und Sängerin. Das Land Berlin hat ihr 2007 den Hildegard-Knef-Platz am Bahnhof Südkreuz gewidmet, nichts Repräsentatives, kein Ziel für ruhelose Knef-Nostalgiker – sondern ein Platz, der eben grad verfügbar war. Es hätte besser kommen können, oder auch schlimmer. Aussagekräftiger ist sicher der Nachlass, den ihr dritter und letzter Ehemann Paul von Schell dem Filmmuseum verkauft hat, um die gemeinsamen Schulden tilgen zu können, die falsche Freunde und Berater hinterlassen hatten .

Schell, 70 Jahre alt, der nach wie vor in Berlin lebt und eine neue Lebensgefährtin gefunden hat, ist in diesen Tagen eine gefragte Person. Er schildert mit Zurückhaltung, wie er seine 25 Jahre an der Seite der Diva erlebt hat, spricht davon, dass er dieses Leben als Aufgabe empfunden und sich dabei nie zurückgesetzt gefühlt habe. Der RBB hat am Sonnabend bereits eine Knef-Dokumentation gezeigt, und die Uhrenmanufaktur Askania in den Hackeschen Höfen präsentiert von heute an für eine Woche Ölbilder, die die Künstlerin in ihren Jahren in den USA gemalt hat – eine weitere Facette der Talente Hildegard Knefs, die auch als Schriftstellerin vor allem mit dem Buch „Der geschenkte Gaul“ erfolgreich war.

Die Erinnerungen ihrer Anhänger aber leben vermutlich unabhängig von Ausstellungen, Bahnhofsvorplätzen und Interviews fort. Die Stadt, die nur wenige Weltstars ständig in Sichtweite hatte, gab ihr stets große Zuneigung, verfolgte ihren von exaltierter Lebenslust und schweren Krankheiten geprägten Weg mit Ausdauer. Von Willi Forsts Skandalfilm „Die Sünderin“ (1950) über die Jahre mit Boleslaw Bartok am Schlosspark Theater spannt sich der Bogen bis zu ihren späten musikalischen Grenzerkundungen mit dem Trompeter Till Brönner und der Gruppe „Extrabreit“, mit der sie 1993 ihren Hit „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ in einer Rockversion neu aufnahm. 1996 zog die gebürtige Ulmerin und gelernte Berlinerin endgültig wieder in die Stadt, wurde vom Filmmuseum Potsdam mit einer Ausstellung geehrt, feierte schließlich Premiere als Modeschöpferin mit einer Kollektion für ältere Frauen.

Von den 35 Millionen Mark, die sie nach Erinnerungen ihres Mannes verdient hatte, war da schon nichts mehr übrig. Beide zogen in eine Wohnung in Kleinmachnow, sparten, lebten von Spenden. Hildegard Knef, sehr krank, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und ließ sich die Wohnung so einrichten, dass sie vom Bett aus Bilder und andere Erinnerungsstücke sehen konnte. „Nicht allein sein und doch frei sein“, wie es in ihrem berühmtesten Lied hieß. Bernd Matthies

Gedenken an Hildegard Knef, Ihre Gemälde, Hackesche Höfe, Rosenthaler Straße 40-41, Mo bis Sa 12-20 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false