zum Hauptinhalt

Berlin: Gedenken und Gelöbnis

Nur schwacher Protest am Abend gegen die Bundeswehr-Zeremonie

63 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler legten gestern Abend 460 junge Rekruten am Bendlerblock in Tiergarten in einer feierlichen Zeremonie ihr Gelöbnis ab. Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) würdigte als Ehrengast in seiner Rede an die Wehrpflichtigen den gescheiterten Bombenanschlag auf Hitler als einen „Aufstand des Gewissens“. Der Widerstandsbewegung um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg sei es darum gegangen, die Herrschaft des Verbrechens zu beseitigen. Noch in der gleichen Nacht waren mehrere Widerständler im Bendlerblock standrechtlich erschossen worden.

„Liebe Rekruten, das alles ereignete sich heute Abend vor genau 63 Jahren auf diesem Gelände“, sagte Kohl zu den überwiegend aus Berlin und Brandenburg stammenden Rekruten, die am 1. Juli ihren Wehrdienst beim Wachbataillon begonnen haben. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte vor den Soldaten und 2000 Ehrengästen, dieser militärische Widerstand habe „die moralische und geistige Basis für ein neues Deutschland und damit für die Versöhnung in Europa gelegt“.

Wie im Vorjahr verlief die Zeremonie unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und ohne jede Störung. Zu einer von einer linken Splittergruppe angemeldeten Demonstration unter dem Motto „Militärische Rituale verhindern“ kamen lediglich 140 Militärgegner. Sie veranstalteten 200 Meter vom Appellplatz entfernt eine Kundgebung. Eine ursprünglich geplante anschließende Demonstration durch die Potsdamer Straße wurde wegen der geringen Beteiligung abgesagt. Da keine Ausschreitungen mehr erwartet wurden, hatte die Polizei ihre Stärke auf 600 Beamte reduziert. Vor einigen Jahren mussten noch bis zu 2000 Polizisten die Zeremonie schützen. Der Protest der Militärgegner war dann immer schwächer geworden, im vergangenen Jahr sogar ganz ausgefallen. Allerdings war auch gestern Abend das Areal um den Bendlerblock abgeriegelt, die Straßen am Landwehrkanal gesperrt. Seit 1999 findet das Gelöbnis immer am 20. Juli dort statt. Der frühere Verteidigungsminister Scharping (SPD) hatte dies angeordnet, denn für die Bundeswehr gehören die Frauen und Männer des Widerstandes – mittlerweile – zu den traditionsstiftenden Vorbildern.

Gestern Vormittag hatten Politiker im Gedenken an die damalige Widerstandsbewegung um Stauffenberg Kränze im Bendlerblock, dem heutigen Sitz des Bundesverteidigungsministeriums, niedergelegt. An der feierlichen Zeremonie nahmen unter anderem Bundesratspräsident Harald Ringstorff (SPD), Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU) und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) teil. Ha

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false