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Gedenkstätte Sachsenhausen: Das Leid vermitteln

In Oranienburg ist der Opfer des sowjetischen Speziallagers gedacht worden. Das Leid der über 60.000 Opfer soll besser in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.

Oranienburg - Vor 60 Jahren, im September 1946, waren die ersten von einem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) verurteilten Häftlinge in das Lager eingeliefert worden. Zu Beginn der Veranstaltung sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, die Gedenkstätte Sachsenhausen wolle das Leid der Opfer "besser als bisher" der Öffentlichkeit nahe bringen.

Die Einrichtung werde daher auch weiterhin Sonderausstellungen, Gespräche mit Zeitzeugen und Gedenkveranstaltungen organisieren, betonte Morsch, der auch der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen ist. Die Forschung zur Geschichte der Speziallager müsse vorangetrieben werden. Die Samstag-Veranstaltung bezeichnete Morsch als einen weiteren "Baustein in den vielfältigen Bemühungen der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, die Geschichte des sowjetischen Speziallagers aufzuarbeiten und öffentlich zu machen". Sie sei über Jahrzehnte verschwiegen worden. Morsch bekräftigte, eine "Hierarchisierung der Opfer" gebe es in Sachsenhausen nicht.

Damit bezog er sich auf die jüngsten Streitigkeiten mit der Vorsitzenden der "Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945-1950 e.V.", Gisela Gneist. Sie hatte Morsch unter anderem unterstellt, er behandele die Opfer des sowjetischen Speziallagers als "Opfer zweiter Klasse". Die Auseinandersetzung war erst Mitte der Woche nach einem Schlichtungsgespräch beigelegt worden.

Zehntausende starben

Die Arbeitsgemeinschaft erinnerte am Samstag mit Kranzniederlegungen an die Opfer des Speziallagers. Es befand sich auf dem Areal des ehemaligen KZ Sachsenhausen. Dort waren über 200.000 Menschen von den Nationalsozialisten eingesperrt worden. Zehntausende verloren ihr Leben.

Im Speziallager waren sowjetischen Unterlagen zufolge zwischen 1945 und 1950 insgesamt 60.000 Menschen inhaftiert. Darunter befanden sich seit September 1946 auch mehr als 16.000 Menschen, die von einem SMT verurteilt worden waren, unter ihnen auch 4000 sowjetische Bürger und Ausländer. Die SMT urteilten vor allem nach den in der UdSSR geltenden Rechtsgrundsätzen. Die häufig in brutalen Verhören, nicht selten unter Folter erpressten Geständnisse galten als ausreichende Schuldbeweise. Die weitaus meisten Verurteilungen sprachen die SMT wegen angeblichen Widerstands gegen die Besatzungsmacht aus.

Im Vergleich zu den Inhaftierten, die wegen tatsächlicher oder angeblicher Mitgliedschaft in NS-Organisationen interniert wurden, waren die SMT-Verurteilten jünger. Der Anteil von NS-Funktionsträgern war in ihrer Gruppe deutlich geringer. Mindestens 12.000 aller Insassen des Speziallagers Sachsenhausen starben. (tso/ddp)

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