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Berlin: Gedenkzug hält im Ostbahnhof

Bahn und Veranstalter legen Streit beinahe bei

Nahezu in letzter Minute haben die Bahn und die Organisatoren der Ausstellung über Judendeportationen durch die Reichsbahn in der NS-Zeit ihren Streit um die Standorte beendet – fast: Der „Zug der Erinnerung“ darf jetzt heute und morgen von 12 Uhr bis 23 Uhr im Ostbahnhof auf Gleis 1 stehen; den von den Veranstaltern gewünschten Halt im Hauptbahnhof wird es dagegen nicht geben.

Wie bei den Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager wird der „Zug der Erinnerung“ von einer Dampflokomotive gezogen. Dampfbetrieb aber hat die Bahn auf der Stadtbahn zwischen Charlottenburg und Ostbahnhof nach der Sanierung 1998 verboten. Zudem lasse es der Betrieb im Hauptbahnhof nicht zu, eines der vier Fernbahngleise auf der Stadtbahn zu sperren, hatte die Bahn ihre ablehnende Haltung begründet. Allerdings wurden nach Angaben von Insidern auch nach 1998 mindestens ein Mal zwei Dampflokomotiven „unter Feuer“ von einer anderen Lok über die Gleise gezogen – für Filmaufnahmen im Auftrag der Bahn. Und im Hauptbahnhof schaffte es die Bahn immerhin, Gleise stundenlang durch stehende Werbelokomotiven zu blockieren. Auch im Untergeschoss mit den acht Gleisen hat die Bahn schon tagelang Werbezüge aufstellen lassen. Diese Variante sei für den Ausstellungszug – ohne Dampf – wegen des heftigen Streits aber gar nicht erwogen worden, hieß es gestern bei den Beteiligten.

Nach dem Ostbahnhof sind weitere Stationen des „Zuges der Erinnerung“ jeweils von 9 Uhr bis 19 Uhr in Lichtenberg (15. - 16. April), Schöneweide (17. - 18. April), Westhafen (19. - 20. April) und Grunewald (21. - 22. April) vorgesehen. In Grunewald wollten die Veranstalter den Zug am Mahnmal „Gleis 17“ abstellen. Weil es dort keine Gleisverbindung mehr gibt, bot die Bahn den S-Bahnhof Grunewald als Standort an.

Gestern Abend zogen nach Veranstalterangaben rund 700 Teilnehmer in einem Schweigemarsch vom Brandenburg Tor zur Bahnzentrale am Potsdamer Platz, wo sie 4646 Kerzen aufstellten. Diese sollten an die Kinder und Jugendlichen erinnern, die aus Berlin in die Vernichtungslager deportiert worden waren. Der Marsch war auch als Protest gegen die Bahn gedacht, die für den Ausstellungszug Gleisnutzungsgebühren fordert. kt

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