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Berlin: Gedränge um Gott

Die Kirchen werden am Heiligen Abend wieder brechend voll sein. Einige Gemeinden haben deshalb eine Eintrittskartenregelung eingeführt

Wenn endlich das Orgelspiel feierlich erklingt, ist es sinnlos, noch auf einen regulären Sitzplatz zu hoffen.Die Gläubigen sitzen auf den Altarstufen, zur Not sogar auf dem kalten Steinboden. Und draußen vor der Kirchentür wächst schon die Schlange für den nächsten Gottesdienst. Am Heiligen Abend ist dieses Bild in vielen Berliner Kirchen normal, sind die Gotteshäuser voll wie niemals sonst im Jahr. Auch in diesem Jahr werden wieder mehrere hunderttausend Menschen in den Kirchen der Stadt erwartet, sagt die stellvertretende Sprecherin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Heike Krohn.

Besonders gut besucht dürften wieder die großen Innenstadtkirchen sein: der Berliner Dom, die Sankt-Marien-Kirche am Alexanderplatz und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Damit die Mitglieder der Domgemeinde eine Chance haben, in ihrer eigenen Kirche zum Weihnachtsgottesdienst zu gehen, gibt es dort auch in diesem Jahr wieder eine Eintrittskartenregelung. In allen sechs Christvespern und Gottesdiensten in der 1000 Plätze zählenden Kirche werden einige Sitzreihen für Gemeindeglieder reserviert sein und erst kurz vor Beginn des Gottesdienstes auch für andere Wartende freigegeben. „Das hat sich in den vergangenen Jahren bewährt“, sagt die Öffentlichkeitsbeauftragte der Domgemeinde, Antje Zimmermann. Allen anderen Besuchern rät sie, „eine gute Stunde vor Beginn des Gottesdienstes“ am Dom zu sein. Vor allem der Gottesdienst um 14:30 Uhr, in dem Bischof Markus Dröge predige, werde aller Voraussicht nach hoffnungslos überfüllt sein. „In den Gottesdiensten nach 20 Uhr und an den beiden anderen Feiertagen sind die Chancen deutlich besser.“

Ähnliches gilt für die bei West-Berlinern beliebte, aber nur wenige Plätze bietende Ausflüglerkirche Sankt Peter und Paul auf Nikolskoe. Für die ersten beiden Gottesdienste um 15 und 17 Uhr seien Eintrittskarten erforderlich, die bereits alle vergeben sind, sagt Zehlendorfs Superintendent Harald Sommer. Vor allem im Gottesdienst um 23 Uhr hätten aber auch Besucher ohne Eintrittskarte eine Chance, in das kleine Gotteshaus hoch über der Havel hineinzukommen. Wer dagegen unbedingt in der Innenstadt zu einem evangelischen Gottesdienst gehen will, dem empfiehlt Kirchensprecherin Krohn etwa die nahe des Hackeschen Marktes gelegene Sophienkirche, die Zionskirche am Zionskirchplatz oder die am U-Bahnhof Hallesches Tor in Kreuzberg zu findende Heilig-Kreuz-Kirche. Dort sei es in der Regel einfacher, einen Sitzplatz zu finden, als in den auch bei Touristen beliebten Gotteshäusern. Auch die „in schöner Kargheit“ restaurierte Sankt-Elisabeth-Kirche an der Invalidenstraße lohne den Besuch.

Auch Berlins Katholiken sollten früh da sein, wenn sie am Heiligen Abend in die Messe der Sankt Hedwigs-Kathedrale wollen. „Die Messe mit Kardinal Sterzinsky um 22 Uhr wird voll sein“, sagt der Sprecher des Erzbistums, Stefan Förner. „Eine gute Stunde vorher sollte man schon da sein.“ Er empfiehlt Berlins Katholiken, einen „Gottesdiensttourismus“ zu vermeiden, und einfach die Gemeinde in der Nähe ihres Wohnortes aufzusuchen. „Denn voll wird es vermutlich überall.“

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