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Berlin: Gefährliche Yo-Yos: Man kann sie noch kaufen

Händler sollen die Gummibälle aussortieren – aber nicht alle halten sich daran

Von Ariane von Dewitz

und Constance Frey

Gummi-Yo-Yos sind gefährlich, das haben die Berliner Gesundheitschützer festgestellt – seit dem 16. April dürfen die weichen, bunten Dinger nicht mehr verkauft werden. Robert Rath vom Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) stellt zufrieden fest: „Die meisten Ladenbesitzer haben aufs Verbot positiv reagiert. Sie haben sich verpflichtet, die Spielzeuge aus ihren Geschäften zu nehmen.“

Beim Besuch von Zeitungsläden und Kiosken bietet sich ein anderes Bild: Die verbotenen Spielzeuge kann man noch an vielen Stellen kaufen. Die Gummi-Yo-Yos sind in diesem Frühjahr auf den Markt gekommen und wurden bereits zu Zehntausenden verkauft. Das begehrte Spielzeug hat aber mehr als eine Tücke: Nicht nur das Band, das sich um den Hals des Kindes wickeln kann, ist gefährlich. Auch die Inhaltsstoffe können schwere Schäden verursachen. Giftige Lösungsmittel und „Erbgut verändernde Weichmacher“ sind in den grellbunten Gummi-Yo-Yos festgestellt worden. Ein Kioskbesitzer in Tiergarten weiß zwar: „Die Dinger stinken durch ihre Verpackung.“ Aber noch kann man die Dinger bei ihm kaufen. Er verspricht: „Heute Abend lasse ich sie verschwinden.“ Die 50000 Euro Strafgeld, die bei weiterem Verkauf der gefährlichen Produkte drohen, will er nicht riskieren. Bei seinem Großhändler kann er die Yo-Yos zurückgeben.

Antje Matthes, Besitzerin eines Zeitungsladens am Hindenburgdamm ist glücklich, dass sie ihre Bestellung vergessen hat. Die Hysterie findet sie allerdings übertrieben: Da könne man seinen Kindern gleich verbieten, auf den Spielplatz zu gehen. Da lauerten mindestens so viele Gefahren. Die beiden nächsten Konkurrenten der Kioskbetreiberin halten sich noch nicht an das Verbot. „Manch kleiner Junge fragt noch nach den Gummi-Dingern“, erzählt die 31-jährige. Wenn sie ihn wegschickt, gehe er eben zu den anderen.

Von den Schulhöfen sind die Yo-Yos fast verschwunden. Die neunjährige Dilek sieht das Verbot nicht so eng: „Ich spiele weiter zuhause damit. Ich passe ja auf“. In anderen Haushalten ist das Spielzeug bereits entsorgt worden. „Ich habe es selbst weggeschmissen“, sagt ein anderes Mädchen. Der Abschied vom Yo-Yo ist nicht immer einfach. Mütter erzählen, dass ihre Kinder bitter geweint hätten.

Die siebenjährige Isabell überlegt laut: „Springseile und Luftballons kann man um den Hals wickeln. Die werden jetzt bestimmt auch verboten.“ Von Kindern ist auch zu erfahren, dass die Gummibälle am Band nicht gerade lange halten. Die Marktüberwachungsbehörde bestätigt das höchst amtlich.

Auf der Verpackung wird darauf hingewiesen, dass der Ball platzen kann. Was jedoch verschwiegen wird: Auch ohne Kontakt mit spitzen Gegenständen tut er das manchmal schon nach kurzer Zeit. Bevor die Spielzeuge auf den deutschen Markt kamen, sind offensichtlich keinerlei Sicherheitstests gemacht worden. In Europa dürfen solche Produkte einfach so in die Läden gelangen – erst dann kümmern sich die Gesundheitsschützer darum.

Die Hersteller dürfen auch die Verpackung mit dem Sicherheitssiegel „CE“ (Communauté européenne) versehen, wenn sie der Meinung sind, es bestehe kein Risiko für den Verbraucher. Erst nach Verkaufsstart beginnen die Behörden, die Ware auf Lebensmittelsicherheit und andere Standards zu prüfen. Daher ist der Fall der Gummi-Yo-Yos keineswegs einmalig.

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