zum Hauptinhalt

Berlin: Gefühlsstau

Wir haben es ja geahnt: Dieses ewige „Schön’n Ahmd ooch“, das die Kassiererin noch fünf vor acht mit gequältem Lächeln jedem Stinkstiefel hinterherflötet, geht auf die Dauer nicht gut, ja, es macht die Mädels reif für die Insel. Wer seine Gefühle dauernd leugnen muss, leidet unter „emotionalen Dissonanzen“, was unweigerlich direkt in die Depression führt.

Wir haben es ja geahnt: Dieses ewige „Schön’n Ahmd ooch“, das die Kassiererin noch fünf vor acht mit gequältem Lächeln jedem Stinkstiefel hinterherflötet, geht auf die Dauer nicht gut, ja, es macht die Mädels reif für die Insel. Wer seine Gefühle dauernd leugnen muss, leidet unter „emotionalen Dissonanzen“, was unweigerlich direkt in die Depression führt. Psychologen aus Frankfurt am Main diagnostizierten jetzt ein erhöhtes gesundheitliches Risiko bei jenen, von denen der Job und der Chef verlangen, ständig freundlich zu sein. Also Mitarbeiter von Call-Centern („Hätten Sie vielleicht mal 92 Minuten Zeit für mich?“), Stewardessen („Darf ich Ihnen noch einen Tomatensaft hinter die Binde gießen?“) oder Verkäufer („Wie nett, dass Sie diese Flasche Wasser mit Ihrer EC-Karte bezahlen!“). Man könnte auch noch Pförtner, Omnibusfahrer, Polizisten, Empfangsdamen, Hotelmenschen, Chefsekretärinnen sowie den S-Bahn-Service belauschen – stets müssen ihre Gesichtsmuskeln in freudiger Erwartung Dur spielen. Wohin das führen kann, zeigte ein Call-Center: Herzrasen hatten jene, die auch noch nach groben Beschimpfungen freundlich waren.

So gesehen: Müssten wir Berliner da nicht kerngesund sein?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false