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Berlin: Gefühltes Multikulti

Claudia Roth zu Besuch bei Türken in Kreuzberg

Claudia Roth ist zehn Minuten zu früh in die Moschee gekommen. „Das ist schwäbische Leitkultur“, sagt sie, „Pünktlichkeit.“ Sie schaut herum, ob die Ironie angekommen ist. Taciddin Yatkin von der Türkischen Gemeinde lächelt. „Ich finde es gut, wenn man pünktlich ist.“ Im Kreuzberger Wrangelkiez will die grüne Bundesvorsitzende erkunden, ob es noch Multikulti gibt oder schon eine Parallelgesellschaft.

Der Rundgang startet in der zentralen Moschee der TürkischIslamischen Union (Ditib) in der Wiener Straße. Die Ditib betreibt 13 Moscheen in Berlin und gilt als liberal. Als Roth das Problem der Hassprediger anspricht, verweisen die Ditib-Leute auf die konkurrierende Islamische Föderation. Dort verstehe man den Islam politisch. Die Imame der Ditib seien dagegen theologisch orientierte Glaubenslehrer. Roth hätte gerne, dass Imame auch in Deutschland ausgebildet werden. Da wolle man langfristig auch hin, sagt Ditib-Chef Ziya Ersin. Nur gebe es hier noch keinen Lehrstuhl.

Zweite Station der Roth-Visite ist der Verein „Stadtteilausschuss Kreuzberg“. Stadtplaner Ümit Bayam erklärt der Grünen-Chefin, dass es schwer geworden sei, Migranten an der Arbeit für den Kiez zu beteiligen. „Viele Leute haben mit Existenzkämpfen zu tun.“ Das dürfe nicht als Desinteresse missverstanden werden. „Viele Migranten engagieren sich ehrenamtlich, aber nicht in Vereinen oder Initiativen. Das sieht man von außen nicht.“

Claudia Roth spaziert gerne durch Kreuzberg. Für sie ist es immer noch ein multikultureller Vorzeige-Stadtteil. „Hier fühle ich mich wohler als in manchen schwarzen Gegenden Bayerns.“ loy

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