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Berlin: Gegen den Wind

Die Berliner Radfahrer eröffnen ihre Straßensaison

Horst Zeidler hatte Glück, dass das Fahrerfeld gerade nicht auf der Start- und Zielgeraden unterwegs war. Denn der Wind blies gestern heftig und hatte Zeidlers Kopfbedeckung während des letzten Rennens des Tages auf den Asphalt der Reinickendorfer Residenzstraße befördert. Ein kurzer Blick nach links, ein hastiger Schritt nach vorne, und Zeidler hatte seine Kappe wieder, ohne angefahren zu werden.

Der Zweite Vorsitzende des ausrichtenden Vereins Berlin-Rad-Classics war nicht der Einzige, der beim Rennen „Rund am Schäfersee“ mit den widrigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen hatte. Viel mehr noch waren es die Fahrer auf zwei Rädern, die sich beim Saisoneröffnungsrennen des Berliner Radsport-Verbandes gegen den Wind verausgabten. Mitorganisator Horst Zeidler freute sich umso mehr über die rege Teilnahme. „Wir haben immerhin etwa 400 bis 500 Starter, heute gab es noch mal viele Nachmeldungen“, sagte Zeidler am Streckenrand. „Damit sind wir sehr zufrieden.“

Doch vor dem Verein Berlin-Rad-Classics, der sich erst im September des vergangenen Jahres gegründet hat, liegt noch ein steiniger Weg. „Berlin war früher einmal eine Hochburg des Radsports, und wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die alten Klassiker wieder aufleben zu lassen“, erklärt Zeidler das Konzept des Vereins. „Dafür müssen wir aber erst einmal den Berliner Radsport wieder nach vorne bringen.“

Bei der Neugründung im vergangenen Jahr haben sich Mitglieder der Führungsriegen aus mehreren Berliner Radsportvereinen zusammengetan. „Um die Sportart wiederzubeleben, brauchen wir außerdem die Jugendlichen“, sagt Horst Zeidler. „Deshalb haben wir bei dieser Veranstaltung nicht nur Elite-, sondern auch Jedermannrennen durchgeführt.“

Voller Tatendrang blickt Zeidler aber schon auf ein anderes Ereignis: auf eine Neuauflage des ältesten Straßenrennens Deutschlands nämlich, des Radklassikers „Rund um Berlin“. Am 29. August soll die 95. Auflage stattfinden. „In den vergangenen drei Jahren hat das Rennen eine Pause eingelegt – das konnte so nicht weitergehen“, sagt Zeidler, der das gestrige Rennen „Rund am Schäfersee“ als Probeveranstaltung sah. Sein Fazit: Eine gelungene Veranstaltung, beste Aussichten für die Saison. „So können wir Berlin als Veranstaltungsort wieder in die internationale Spitze bringen“, sagt Zeidler. In spätestens fünf Jahren soll es damit nach den Plänen des Vereins so weit sein. „Vielleicht könnten wir dann auch wieder dauerhaft Start- oder Zielort der Deutschland-Tour werden“, hofft Zeidler. „Aber das ist bisher nur eine Vorstellung.“

Am gestrigen Sonntag aber mussten sich auf der 2,2 Kilometer langen Rundfahrt in Reinickendorf noch andere Fahrer beweisen – die nationale Radsportelite nämlich. Christian Lademann, Guido Fulst und Carlo Westphal belegten im letzten Rennen des Tages auch erwartungsgemäß die ersten drei Plätze – mit reichlich Rückenwind auf der Start- und Zielgeraden.

Christopher Buhl

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