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Berlin: Geheimnisse aus Fernost

Japans Botschafter verlässt Berlin. Seine Frau gab zum Abschied einen Kochkursus

Von Viola Volland

Junichi Asano ist hoch konzentriert. Vorsichtig entfernt er die Hauptader des rohen bräunlichen Shrimps mit einem Bambusstäbchen. Die Ader kommt in die silberne Abfallschüssel, der Shrimp in kochendes Wasser. Nur für zwei Minuten, das ist wichtig. Asano bereitet Chawan-mushi, eine japanische Vorsuppe. Und er wird dabei genau beobachtet.

Jeder Schritt, jeder Handgriff des Kochs der japanischen Botschaft wird mitverfolgt, gegebenenfalls notiert – und zwar von Frauen, die zum Großteil ihre eigenen Köche haben. Es ist Kochkurs des Diplomatenclubs „Willkommen in Berlin“ (WIB). Einmal im Monat treffen sich die Frauen von WIB und schnuppern in den Küchen der Welt. Diesmal hat die japanische Botschafterfrau Noriko Nomura eingeladen.

20 Frauen aus 15 verschiedenen Ländern sind in ihre Residenz gekommen, um sich von ihr in die japanische Kochkunst einführen zu lassen. Unter ihnen auch die Botschaftergattinnen aus Sri Lanka, Pakistan, Sambia und Ägypten. Für Frau Nomura selbst ist es der letzte Kochkurs mit „Willkommen in Berlin“. Ende des Monats wird sie das Land verlassen. Ihr Mann Issei Nomura geht als Botschafter nach Moskau. Es heißt also Abschied nehmen, nach anderthalb Jahren in Berlin. Die Nomuras haben zwar schon zweimal in Moskau gelebt, das letzte Mal ist allerdings 25 Jahre her. Als Russland noch die Sowjetunion war.

„Wegzugehen ist immer ein süßer Schmerz"“, sagt die zweifache Großmutter. Aber das sei eben das Leben von Diplomaten. Immer unterwegs. Den Frauen von WIB wird die kleine Dame jedenfalls fehlen. „Wir werden Sie vermissen“, platzt es aus Seemee Ezdi, der pakistanischen Botschafterfrau, heraus. „Das Flugzeug nach Moskau braucht drei Stunden“, kommt prompt die Einladung von Nomura. Doch bevor es gen Osten geht, entführt die „um die 60“-Jährige ihre Gäste erst mal in den Keller ihrer Residenz. In das Reich von Koch Asano und seinem Gehilfen Makoto Ito. „Ich werde Ihnen alle meine Geheimnisse offen legen“, erklärt die herzliche Botschafterfrau und weist lachend auf die beiden Männer mit den weißen Kochmützen auf dem Kopf. Drei Gerichte stehen auf dem Menü, das Nomura selbst zusammengestellt hat: Neben Chawan-mushi gibt es Yakitori (Hühnchenspieße) und Tempura (frittiertes Gemüse auf japanische Art). Und jede Menge Kochtipps von der Hausherrin. Zum Beispiel, dass man statt japanischem Reiswein (Sake) auch Weißwein für die Yakitori-Spieße verwenden könne. Oder dass man Ingwer immer in kreisenden Bewegungen reiben solle, wolle man lange Fäden vermeiden, die in den Zähnen hängen bleiben. Und während sich die Küche langsam mit dem Duft von Huhn und Frittiertem füllt, machen sich die Damen auf den Weg in den Esssaal, wo schon zwei große runde Tafeln für sie bereitstehen. Es ist serviert und darf gekostet werden. Nach dem Menü steht nicht nur für Catherine Sibamba, die sambische Botschafterfrau, fest: So etwas Köstliches wird nachgekocht.

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