zum Hauptinhalt

Berlin: Geisel einer Ehe

Prozess gegen Ali G., der seine Frau einsperrte

Sultan G. war heiser. Vor Aufregung, wie sie sagte. Tief einatmen und gerade sitzen, hatte die Psychiaterin ihr für die Aussage geraten. Sultan G. sollte am Mittwoch vor dem Landgericht über ihre vielleicht schlimmsten Stunden erzählen. Über die Nacht vom 12. auf den 13. März, als ihr Mann und zwei fremde Männer sie gefesselt, geknebelt und in den Keller des gemeinsamen Hauses verschleppt haben.

Ali G. (45) wird Geiselnahme und Körperverletzung vorgeworfen. Der selbstständige Bäcker soll seine 36jährige Frau zwei Mal bedroht haben. Einmal im Oktober 2004, da hielt er ihr eine Pistole – für die er keine Erlaubnis hatte – an den Kopf. Und am 12. März 2005, als sie verschnürt wie ein Bündel in den Keller gebracht wurde. Nach Stunden konnte sie sich befreien und zum Verkaufsraum der Bäckerei schleppen. Sie hatte Prellungen und Schürfwunden – und seitdem Angst, dass ihr Mann ihr noch mal etwas antut.

Vor Gericht gab Ali G. die Vorwürfe „zum größten Teil“ zu. Er erzählte von seiner harten Arbeit in der Bäckerei in Lichterfelde, die er im September 2000 eröffnet hat. Die Entfremdung von der Frau, mit der es immer wieder Streit gegeben habe. Es habe auf ihren Wunsch Sexspielchen mit Dritten gegeben, dann habe sie mehrere Liebhaber gehabt, sich um nichts mehr gekümmert. Er habe seine Frau immer geliebt. Die beiden Töchter hätten ihn mehrfach zur Scheidung aufgerufen. Doch das sei für ihn nie in Frage gekommen. Mit den Übergriffen habe er die Ehefrau zur Vernunft bringen wollen. Aus der Sicht der Frau stellt sich alles komplett andersrum dar. Sie allein habe fast alles gemacht: den Verkauf in der Bäckerei, den Papierkram, den Haushalt, die Kinder. Sie habe von ihrem Mann mehrfach die Trennung verlangt, dieser habe sie aber nie in Ruhe gelassen.

Ob der Angeklagte sich gefragt habe, was in seiner Frau vorgegangen sei, als sie im Keller lag, fragte der Staatsanwalt. Nein, sagte G.. Er habe ihr gesagt: Gleich ist es vorbei. Dass das wie eine Todesdrohung klingen kann, sah G. nicht. Ob es in der Türkei, wo beide herstammen, nicht vorkomme, dass untreue Frauen getötet werden? Das wisse er nicht, sagte G..

Als Sultan G. aus dem Keller hochkam, war die Bäckerei voller Kunden. Eine Verkäuferin rief die Polizei. Ali G. stellte sich zwei Tage später der Polizei. Der Prozess wird fortgesetzt ari

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false