zum Hauptinhalt

Berlin: Geiselnahme: SEK überwältigte den Täter in Köpenick

Unblutig beendete ein Spezialeinsatzkommando (SEK) gestern Nachmittag eine Geiselnahme an der Müggelheimer Straße 1 in Köpenick. Der 43-jährige Betreiber der dortigen Solartankstelle für Boote hatte zwei Mitarbeiter des Bezirksamtes in seine Gewalt gebracht.

Unblutig beendete ein Spezialeinsatzkommando (SEK) gestern Nachmittag eine Geiselnahme an der Müggelheimer Straße 1 in Köpenick. Der 43-jährige Betreiber der dortigen Solartankstelle für Boote hatte zwei Mitarbeiter des Bezirksamtes in seine Gewalt gebracht. Er forderte nach Auskunft der Polizei ein Gespräch mit dem Bezirksbürgermeister. Gegen 15.45 Uhr überwältigten die Anti-Terror-Spezialisten der Polizei den Täter. Die beiden Geiseln blieben unverletzt und kamen mit dem Schrecken davon.

Mitarbeiter des Bezirksamts wollten dem hoch verschuldeten Betreiber der Solartankstelle wegen nicht bezahlter Rechnungen den Strom abdrehen, hieß es gestern Abend von der Polizei. Aber plötzlich zog der Mann eine Waffe, bedrohte zwei der Männer und zwang sie in seinen schwimmenden Pavillon. Dort fesselte er sie. Als er kurze Zeit darauf aus dem Pavillon trat, um sich außerhalb umzusehen und dabei die Geiseln allein ließ, griff das SEK zu. Bei der Waffe des Täters handelte es sich um eine Schreckschusspistole. Der Mann wurde bis zum späten Abend von der Polizei verhört.

Während des Polizeieinsatzes sperrte die Polizei die Lange Brücke, was in dem nahezu ständig von Autos verstopften Köpenick fast zum Verkehrsinfarkt führte: Von der Oberspreestraße in Richtung Altstadt Köpenick ging überhaupt nichts mehr. Polizeifahrzeuge versperrten die Zufahrt über die Lange Brücke. Nur die Fußgänger durften sie passieren, doch an der Müggelheimer Straße war dann auch für sie Schluss. "Wir mussten davon ausgehen, dass es gefährlich wird, deshalb das große Aufgebot", sagte Polizeidirektor Michael Kreckel, Leiter der Direktion 6, nach dem Einsatzende.

Seit Jahren gab es zwischen dem Bezirk und dem Betreiber der bislang einzigen Berliner Solartankstelle Streit. Der Köpenicker Ingenieur verlangt seit langem von den Politikern die Zusage für einen langfristigen Standort: Und zwar bis mindestens bis zum Jahr 2014. Denn erst zu diesem Zeitpunkt sei der Kredit an die Bank zurückgezahlt, äußerte sich der Solartankstellen-Betreiber vor einigen Monaten. Am derzeitigen Standort, gegenüber dem Köpenicker Schloss, sollte er zunächst bis 2003 mit seinem Solarpavillon ankern. Was danach passiert, ist nun erst recht unklar.

Dafür, dass die 99er Saison für den Köpenicker völlig ins Wasser fiel und auch vergangenes Jahr nicht pünktlich im Frühjahr begonnen werdem konnte, macht der Betreiber den Bezirk verantwortlich. Monatelang sei nur über notwendige Strom- und Wasseranschlüsse diskutiert, aber nichts entschieden worden, hatte er gegenüber dem Tagesspiegel geklagt.

Der Mann, der die Solaranlage einst selbst mit seiner Firma Metallbau und Solarkatameran entwickelt hatte, betrieb sie zunächst am Strandbad Wendenschloss. Der Umzug in die Köpenicker Altstadt wurde auf Grund des niedrigen Besucherstroms am Stadtrand nötig. Wie ein Bekannter des Betreibers gestern berichtete, habe der Köpenicker im vergangenen Jahr ein Insolvenzverfahren für seine Firma beantragt. "Aber dass es soweit kommen musste, hätte ich nicht gedacht", sagte sein früherer Kollege Burckhard Adam.

bey, weso

Zur Startseite