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Platz da. Der Porsche Cayenne wird oft als Inbegriff von Ressourcenverschwendung kritisiert. In Zahlen: 4,80 Meter lang, 2,16 Meter breit (mit Spiegeln), etwa 2,4 Tonnen schwer. Die Interviewpartnerin fährt die Diesel-Variante.

© ddp

Geländewagen in der Stadt: "Mein Mann fand einen Kombi zu spießig"

Was bringen riesige Geländewagen in der Stadt? Eine Mittvierzigerin aus Pankow kann es erklären. Ihr Name soll nicht in der Zeitung stehen, deshalb nur so viel: Ihr Mann hat Karriere in FDP und Energiewirtschaft gemacht. Sie fährt seit dreieinhalb Jahren mit einem 250 PS starken Porsche Cayenne vor allem durch Pankow und Mitte.

Wie bewährt sich ein so großes Auto in der Stadt?

Die Straßen sind breit genug. Aber in viele Parkhäuser komme ich nicht rein, weil das Auto zu hoch ist. Ich bin schon rückwärts wieder raus, weil erst am Ende der Einfahrt "Höhe: 1,75 Meter" stand. Mein Auto ist 1,79 Meter hoch. Ich verstehe nicht, warum man so flache Parkhäuser baut. In einem anderen sind die Plätze sehr schmal. Aber die Frauenparkplätze sind breiter, und auf denen für Frauen mit Kindern hat man noch mehr Platz.

Also muss Ihr Sohn immer mit?

Meistens ist er sowieso mit. Und sonst reicht der Kindersitz als Alibi.

Haben Sie eine Garage?

Hätte ich keine, würde ich nicht dieses Auto fahren. Draußen parken ist nicht. Es sind schon einige Autos in der Nachbarschaft verkratzt oder aufgebrochen worden.

Warum ist es überhaupt dieser Porsche geworden?

Bevor mein Mann den Cayenne gekauft hat, fuhr er einen Porsche 911. Für mich wollte er einen Mini Clubman kaufen. Aber mit dem Kinderwagen im Kofferraum hätte ich nicht mal eine Kiste Wasser transportieren können, die hätte ich auf die Rückbank stellen müssen. Demnächst kommen Oma und Opa zu Besuch - wo hätten die sich hinfalten sollen? Ich wollte ein geräumiges Auto, aber mein Mann fand einen Kombi zu spießig. Also hat er den Cayenne ausgesucht.

Ist das der Zweitwagen?

Ja. Mein Mann fährt einen BMW 5er GT (5,0 Meter lang, 2,13 Meter breit inklusive Außenspiegel, Anmerkung der Redaktion), außerdem besitzt er einen Jaguar E-Type.

Wie viel verbraucht Ihr Auto im Stadtverkehr?

Elf Liter Diesel. Das geht.

Es ginge auch mit einem Drittel des Verbrauchs.

Ja, aber warum? Ich werde oft von Leuten angesprochen, die mir vorwerfen, es sei nicht besonders schlau, dieses Auto zu fahren. Deren Passat Kombi hat dann nicht mal einen Kat. Da ist doch meiner wesentlich besser für die Umwelt.

Der Cayenne transportiert ja nicht nur Sie und Ihren Sohn, sondern auch die Botschaft, dass Ihnen der Verbrauch von Ressourcen egal ist.
Ich fahre doch nur in der Innenstadt, zur Kita und zurück, zehn Kilometer am Tag. Ich verbrate also nicht wahnsinnig viel Geld für Sprit. Bahnfahren wäre nicht billiger. Und: Mein Mann ist sehr fleißig und mag nun mal Autos. Warum soll ich mir einen Passat kaufen, bloß weil andere Leute mit dem Porsche ein Problem haben?

Werden Sie öfter mal böse angeguckt?

Oft, ja. In meinem Kindergarten kennen Eltern, die ich gar nicht kenne, meinen Sohn und mein Auto - das man nicht fahren darf, weil es politisch nicht korrekt ist. Deshalb hatte ich auch schon mal ein selbst gebasteltes Knöllchen von so einem selbst gestrickten Vater dran. Der hat mich auch angesprochen, dass ich da nicht halten sollte, weil ich danach vielleicht ein Kind überfahren würde. Als er dann auch noch selbst gebaute Halteverbotsschilder geklebt hat, gab es Riesenärger in der Kita. Daraufhin hat er es gelassen.

Sie haben vorher in Köln gewohnt. Waren die Leute da anders?

Ja, dort ist der Neidfaktor nicht so groß. Es gibt mehr die Einstellung: "Man muss auch jönne könne." Hier wird man schon ein bisschen angepisst. Aber ich habe mich dran gewöhnt und höre nicht mehr hin. An einer Waldorfschule in der Nähe hat mir ein Vater verbieten wollen, dort entlangzufahren - auf einer öffentlichen Straße! -, weil ich ein Kind überfahren könnte. Ich habe ihm gesagt: Bevor Ihr Kind seinen Namen tanzen kann, sollten Sie ihm lieber beibringen, wie man eine Straße überquert.

Interview: Nana Heymann und Stefan Jacobs

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