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Berlin: Geld fürs Technikmuseum – aber nur ohne Riesenrad

Britischer Geschäftsmann verspricht Millionenspende, um Grundstücke für den Ausbau zu kaufen. Er lehnt einen „Rummel“ am Gleisdreieck aber ab

Die Idee, am Gleisdreieck neben dem Deutschen Technikmuseum das größte Riesenrad der Welt zu bauen, hat jetzt die Ausbaupläne des Museums in Schwung gebracht. Ein britischer Mäzen will 5,5 Millionen Euro überweisen, damit der Senat das für die Erweiterung des Museums benötigte Gelände kaufen kann. Bedingung: Das Riesenrad wird nicht auf dem künftigen Museumsgrundstück gebaut.

Dass Museumsdirektor Dirk Böndel jetzt wieder vom Ausbau seines Ensembles träumen kann, verdankt er ausgerechnet dem Riesenrad-Projekt, gegen dessen Bau sich das Museum wehrt. Ein britischer Unternehmer habe so viel Gefallen am Deutschen Technikmuseum gefunden, dass er den Berlinern zehn Millionen Pfund (rund 14,5 Millionen Euro) in seinem Testament vermacht hat.

Besonders die Luftfahrt-Sammlung habe es dem Unternehmer, dessen Name er noch nicht nennen wolle, angetan, sagte Böndel. Der Mäzen sammle selbst alte Flugzeuge und fliege sie auch selbst. Sogar einen eigenen Flughafen habe er. Den Kontakt zum Berliner Museum hat der Leiter von dessen Luftfahrtabteilung, Holger Steinle, hergestellt, der seit Jahren auf der Suche nach verschollenen Maschinen durch die Welt reist. Der 56-jährige Mäzen hat keine Kinder. Seine Frau spende für Tiere, so Böndel.

Als der Mäzen von den Riesenrad-Plänen hörte, habe er angeboten, sofort einen Teil der zugesagten Spende herauszurücken. Den mit dem Riesenrad verbundenen Rummel lehne der Brite strikt ab, sagte Böndel. 5,5 Millionen Euro stellt er im nächsten Jahr für den Kauf des Grundstücks bereit – in zwei Raten. Die Anlage eines „Rummels“ müsse dann aber vertraglich ausgeschlossen werden. Senatssprecher Michael Donnermeyer wollte sich gestern dazu nicht äußern. Zuvor hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit den Bau des Riesenrades befürwortet.

Insgesamt benötigt das Museum rund 60 Millionen Euro, um den Ausbau abschließen zu können. Böndel hofft, als Partner auch mittelständische Unternehmen gewinnen zu können. Er will aus dem Museum ein „Kulturforum der Technik“ machen, in dem die Industrie auch ihre Produkte zeigen kann. Ohne Riesenrad.

Dessen Planer haben unterdessen auch interne Probleme. Investorensprecher Dirk Nishen – bekannt als Erfinder der Infobox am Potsdamer Platz – wurde vom Geschäftsführer der „World Wheel Berlin Holding“ fristlos gefeuert. Über die Gründe dürfe er nicht reden, sagte Nishen auf Nachfrage. Offenbar erwägt er, das Vorhaben auch ohne die Holding voranzutreiben. „Ich sehe mich gegenüber der Stadt in der Verantwortung.“ Doch auch der Stuhl von Holding-Geschäftsführer Eberhard Leopold wackelt. Vor fünf Jahren war er als Mitarbeiter der Hamburger Wirtschaftsverwaltung wegen Untreue zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt worden. Sollten die Gesellschafter meinen, dies schade dem Projekt, trete er zurück, so Leopold.

Im Gespräch ist inzwischen auch eine Verschiebung des Riesenrad-Standortes auf dem Gelände. Und ein weiterer Interessent hat gestern seine Riesenradpläne in der Stadtentwicklungsverwaltung vorgestellt. Standort: offen.

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