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Berlin: "Geld Herr": Räuber mit Rechtschreibschwäche wurde von Kassiererin nicht ernst genommen

Was genau ihn in den Schalterraum der Sparkasse in der Schloßstraße trieb, das kann der Angeklagte immer noch nicht erklären. Leise spricht Pero R.

Was genau ihn in den Schalterraum der Sparkasse in der Schloßstraße trieb, das kann der Angeklagte immer noch nicht erklären. Leise spricht Pero R. von seinem misslungenen Versuch, eine Bank zu berauben, und den kurz darauf folgenden Überfall auf eine weitere Bank, in der er 54 000 Mark erbeutete. Mehrmals fordert der Richter der Ersten Strafkammer am Landgericht den vollbärtigen Mann am Dienstag auf, etwas lauter zu sprechen.

Am 8. Februar war der Prozess gegen den 33-Jährigen verschoben worden. Das Gericht wurde nicht schlau aus den Antworten des Angeklagten, der von obskuren Stimmen erzählt hatte, die ihn zur Tat verführt hätten. Nachdem Pero R. schließlich über die eigenen widersprüchlichen Aussagen der Geduldsfaden gerissen war, hatte das Gericht den Prozess verschoben und ein psychiatrisches Gutachten angefordert.

Auch beim zweiten Anlauf bleiben die Motive für die Tat zunächst unklar. Am Morgen des 27. Dezember 1999 habe er sich Geld vom Arbeitsamt holen wollen, berichtet Pero R. Weil die "Bürokraten" ihn abgewiesen hätten, sei er in die Schloßstraße gegangen, "um bei Karstadt was zu klauen". Doch plötzlich stand er in der Sparkasse. Die rechte Hand in der Jackentasche verborgen, schob er der Kassiererin einen Zettel hin: "Überfall Geld Herr", stand da gekritzelt. Die Frau hinter dem Schalter nahm ihn nicht ernst, auch nicht, als er drohte "herumzuballern". Unter Fluchen verließ er die Bank. "Nicht mal das kannst Du", habe er gedacht. Doch der arbeitslose Elektroinstallateur wollte es offenbar wissen und wagte einen zweiten Versuch. Nur wenige Minuten später, am Schalter der nahegelegenen Commerzbank, gelang der Coup - unmaskiert und vor laufender Überwachungskamera. Weil ihm eine Tüte für das Geld fehlte, stopfte er sich die Beute in die Jackenärmel. Die Flucht trat er im BVG-Bus an.

"Ich habe erwartet, dass ein Sicherheitsmann kommt und mich festnimmt. Da hätte ich mich nicht gewehrt", sagt Pero R. An jenem Tag habe er sich ohnehin beobachtet gefühlt, wie so oft, sagt er, zum Beispiel von seinem Nachbarn, den er verdächtige, ihn mit Peilmikrofonen zu belauschen. Er habe gemeint, "der unterstellt mir was, da dachte ich, gehe ich doch gleich in die Sparkasse".

Von paranoiden Wahnvorstellungen und Hinweisen auf eine schizoide Persönlichkeit, verbunden mit einem Narzissmus, der auf Kränkungen übermäßig aggressiv reagiere, spricht der psychiatrische Gutachter Werner Ascherl. Zugleich sei der gebürtige Kroate, der als Kind nach Berlin kam, "überdurchschnittlich intelligent". Die Staatsanwältin beantragt eine Haftstrafe von fünf Jahren und die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik für den mehrfach Vorbestraften, die Verteidigung macht - dem Gutachter folgend - verminderte Schuldfähigkeit geltend und plädiert für ein möglichst geringes Strafmaß. Das Urteil wird diesen Freitag gesprochen.

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