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Berlin: Geld zum Fenster raus

In jedem zweiten Haus wird Energie vergeudet. Viele Eigentümer schrecken vor Sanierungskosten zurück

Immer tiefer müssen Berliner in die Tasche greifen, weil die Kosten für Strom und Wärme steigen. Und gegen die Macht der Energiekonzerne sind sogar Politiker bisher hilflos. Den Berlinern bleibt nur eins übrig, wenn sie ein Auge auf die Heizkosten und die Umwelt haben: In einen Neubau oder einen sanierten Altbau umzuziehen.

Das machen auch Zahlen der Experten von der gemeinnützigen Gesellschaft CO2-Online deutlich: Ein unsanierter Altbau verbraucht etwa drei Mal mehr Energie als ein Neubau. Und wichtiger noch: Werden bei einem Altbau Fassade und Dach saniert und eine neue Heizanlage eingebaut, dann sinkt der Energieverbrauch fast auf den Neubauwert.

Allerdings ist Schätzungen zufolge nur etwa die Hälfte der 1,8 Millionen Wohnungen in der Stadt energetisch saniert. Die Mitglieder im größten Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen haben 55 Prozent ihrer 700 000 Wohnungen „umfassend“ saniert. Das halbierte den Energieverbrauch in deren Bestand seit 1990. Wie schnell die übrigen Altbauten saniert werden, ist aber ungewiss: „Nicht alle Nutzer sind bereit, die dann höheren Mieten zu zahlen“, sagt Siegfried Rehberg vom BBU. Außerdem stiegen die Sanierungskosten wegen Auflagen des Denkmalschutzes oft so stark, dass Eigentümer den Plan aufgeben.

Das große Einsparpotenzial lässt nun aber auch Politiker aufmerken: „Berlin hat die eigenen Ziele bei der Einsparung von CO2 und Energie nicht erreicht“, sagt der PDS-Politiker Helmut Horst. Seit 1990 sei der CO2-Ausstoß in der Stadt um 14 Prozent gesunken – gegenüber 15 Prozent im deutschen Durchschnitt. Deshalb will der Sprecher der Arbeitsgruppe Umwelt in die Koalitionsverhandlungen mit der SPD das Ziel einer Senkung des CO2-Ausstoßes um 25 Prozent bis zum Jahr 2010 durchsetzen.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung glaubt man, dieses Ziel werde ohnehin erreicht: „Das Landesenergieprogramm hat die dafür nötigen Schritte festgelegt“, sagt Abteilungsleiter Manfred Breitenkamp. Bei privaten Wohnhäusern sowie Bürohäusern des Landes werde man den CO2-Verbrauch und damit die Heizkosten sogar um 30 Prozent senken. In die Sanierung der 1,8 Millionen Wohnungen in der Stadt seien seit der Wende mehr als drei Milliarden Euro geflossen.

Auch die Haus und Grundbesitzer wollen keine zusätzlichen Vorschriften des Landes: „Die Energieeinsparverordnung des Bundes ist ausreichend“, sagt Sprecher Blümmel. Demnach müssen bis Jahresende alle Heizungen erneuert werden, die vor 1978 eingebaut wurden. Die oberste Geschossdecke unter einem ungenutzten Dach muss gedämmt werden und ebenso Kellerrohre. Vorschrift ist außerdem: Wenn 20 Prozent der Fassade oder des Daches erneuert werden, dann müssen diese Bauteile gedämmt werden.

Dagegen beklagen Energieexperten wie Jürgen Pöschk: „Es gibt kaum Kontrollen“, sagt er. Deshalb würden die Vorschriften oft auch nicht eingehalten.

Weitere Infos am 29. Oktober in der Tagesspiegel-Beilage „Berlin spart Energie“ und Online: www.tagesspiegel.de/energiespartipps

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