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Berlin: Gemeinsam gegen Neonazis

Alle fünf Parteien im Abgeordnetenhaus rufen zur Protestveranstaltung gegen einen Landesparteitag der NPD am Sonntag auf

Die demokratischen Parteien in Berlin rufen für Sonntag zu einer Kundgebung gegen den geplanten Landesparteitag der rechtsextremen NPD auf. Die Protestaktion soll nahe der NPD-Zentrale im Ortsteil Köpenick stattfinden. Ort und Zeit des Parteitags sind aber weiter unbekannt. Der Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann wirft dem Berliner Verfassungsschutz deshalb Versagen vor.

Auf die gemeinsame Kundgebung der im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien haben sich Vertreter von SPD, Linkspartei/PDS, CDU, Grüne und FDP am Freitag in einer Telefonkonferenz verständigt. Die Protestaktion soll um elf Uhr am Mandrellaplatz beginnen. Für denselben Ort hatte zuvor schon ein antifaschistisches Bündnis eine Gegenveranstaltung angemeldet, die eine Stunde später beginnen wird. Auch die Gewerkschaft Verdi rief zur Teilnahme an den Protesten auf.

„Wir wollen zeigen, dass die demokratischen Kräfte zusammenstehen, um sich den Feinden der Demokratie entgegenzustellen“, sagte SPD-Landesgeschäftsführer Rüdiger Scholz. Das Antifa-Bündnis werde eingeladen, auch schon um elf Uhr mitzudemonstrieren. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, erklärte die CDU.

Scholz begründete die Anmeldung einer eigenen Veranstaltung damit, dass die Parlamentsparteien selbst „Herr des Programms“ sein wollten. Sie hatten im Herbst vergangenen Jahres ein gemeinsames Vorgehen gegen den Rechtsextremismus vereinbart. Anlass war der Einzug von NPD und Republikanern in fünf Berliner Bezirksparlamente nach der Kommunalwahl am 17. September.

Ort und Zeit des Parteitags blieben auch am Freitag unklar. „Wir stochern da im Nebel“, räumte ein Polizeisprecher ein. Die NPD sei auf Anfrage nicht bereit gewesen, dazu Angaben zu machen. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat das Informationsdefizit damit begründet, dass in Berlin im NPD-Vorstand kein V-Mann des Verfassungsschutzes sitze. Hintergrund sei, dass ein mögliches neues Verbotsverfahren gegen die Partei vor dem Bundesverfassungsgericht nicht gefährdet werden solle.

Dagegen sagte der Grünen-Fraktionschef, ihm sei unerklärlich, warum der Geheimdienst nicht in der Lage sei, Ort und Zeit der Veranstaltung einer verfassungswidrigen Organisation in Erfahrung zu bringen. Im Unterschied dazu habe die Behörde das senatskritische Sozialforum im vergangenen Jahr „massiv ausgespitzelt“. Der Verfassungsschutz delegitimiere sich auf diese Weise selbst, kritisierte Ratzmann. Der Innensenator begründe die Notwendigkeit des Geheimdienstes ja gerade mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Terrorismus. Die Unfähigkeit der Behörde sei ein weiterer Beleg dafür, dass ein politisches Phänomen wie die rechtsextreme NPD mit nachrichtendienstlichen Mitteln nicht zu bekämpfen sei, sagte Ratzmann. Vielmehr müsse politischer und gesellschaftspolitischer Widerstand organisiert werden. ddp/Tsp

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