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Berlin: Gemeinsam sind sie stark

Drei Kunsthochschulen lassen sich verwalten – von Service-Centern. Und keine soll zu kurz kommen

Wenn Star-Dirigenten im Konzerthaus am Gendarmenmarkt auftreten, müssen sie nur über die Straße gehen, um ihre kommenden Star-Musiker zu rekrutieren. Dort, an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, erhalten junge Geiger, Bläser und Pianisten den letzten Schliff. Sie gehören weltweit zu den begehrtesten Musik-Absolventen.

2003 stand die Künstlerschmiede dennoch vor dem Aus. Thilo Sarrazin wollte die Hanns–Eisler-Schule schließen, und die Schauspielhochschule „Ernst Busch“ und die Kunsthochschule Weißensee gleich mit. Zwar kamen sie mit einem blauen Auge davon: Die Unis sparten noch mehr ein, um die Kunsthochschulen zu retten. Das Personal war aber so weit abgebaut, dass die Kunsthochschulen die immer größer werdenden Verwaltungsaufgaben nicht mehr alleine stemmen konnten. „Wir hatten die Wahl: Wir stellen den Betrieb ein oder wir arbeiten in der Verwaltung zusammen“, sagt Hans-Joachim Völz, Kanzler der Hanns-Eisler-Schule. Die Lösung lautete: Service-Center bilden. Eines kümmert sich nun um das Personal der drei Hochschulen, eines um die Finanzen und eines um die Informations- und Datenverarbeitung. Gerade beginnen an der Hanns-Eisler-Schule die zehn Mitarbeiter, die künftig das Geld der Hochschulen verwalten, ihre Arbeit. Die Umzugskartons sind schon ausgepackt – begleitet von leiser Musik. Denn Studenten proben im Haus für eine Premiere der „Zauberflöte“.

Doch nur harmonisch war das Zusammenkommen nicht: Die Vorbehalte waren groß. Alle drei Kunsthochschulen haben es zu internationalem Ruhm gebracht – aus eigener Kraft. Im Foyer der Hanns-Eisler-Schule hängt ein Plakat: „Professor Thomas Quasthoff bekommt in Los Angeles den dritten Grammy!“ Entsprechend hoch sei die Identifaktion der Mitarbeiter mit der Hochschule, von der sie kommen, sagt Völz. „Es gab Zweifel, dass sich andere genauso gut um die Wünsche ihrer Künstler kümmern können.“

In langen Sitzungen musste bis ins kleinste Detail festgehalten werden, wofür die Zentren zuständig sind und was die Hochschulen weiter selber erledigen. Festgelegt wurde auch, in welcher Reihenfolge die Zentren die Aufträge abarbeiten, damit sich ja keiner benachteiligt fühlt. Langfristig zahlt sich Zusammenarbeit aus – bei Bestellungen etwa. Drei Hochschulen bekommen bessere Konditionen als eine. Ob die Kooperation ein Vorbild für die großen Universitäten sein könnte? Völz zögert und sagt: „ Eins zu eins übertragbar ist es nicht.“ tiw

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