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Berlin: Genau wie am Broadway

Warum sollte es in Berlin mit der Drehbühne von „Les Misérables“ besser klappen als in New York? Dort fiel sie schließlich auch schon mal aus. Aber am Premierenabend hat die importierte Technik aus Manhattan dann doch prima funktioniert – und die Party war super

Am Ende hat doch noch alles wunderbar geklappt. Die Drehbühne im Theater des Westens funktionierte anstandslos, und die Stimmung der Gäste war durchweg entspannt und gut bei der Premiere von „Les Misérables“ in der Nacht zu Sonnabend. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, dass die Premiere erst mit einer Stunde Verspätung losging. Da hatten die Gäste ausgiebig Zeit, um sich schon vor der Show zu verplaudern – Gespräche, an die man nach der Vorstellung hätte anknüpfen können. Wenn denn alle geblieben wären. Aber viele der prominenten Gäste zogen es vor, nur kurz bei der Party vorbeizuschauen. Was sie verpasst haben? Ein schönes, entspanntes Fest, an dessen perfekter Organisation sich andere Eventveranstalter dieser Stadt ein Beispiel nehmen können.

Die Stage-Holding, die das Theater betreibt, ist ein professioneller Veranstaltungs- und Unterhaltungskonzern. Nichts überließen die Partymacher dem Zufall. Kein Gast musste in der Pause lange nach einem Drink anstehen, sehr angenehme Kellner servierten Häppchen und fragten: „Wie gefällt es Ihnen bislang?“ Nach der Show entfiel auch das Gedränge am Büfett. Es gab so viele Tische in den Foyers und im Festzelt, dass niemand lange warten musste. Überhaupt die Büfetts. Auch morgens um drei gab es noch alles, was die Karte versprach, kein „Is’ nicht mehr“ war zu hören. Das Zelt auf dem Ullrich-Parkplatz: riesig, opulent, mit großer Glasfront. Vergleichbares hatten die Top-Gesellschaftsereignisse Berlins bislang nicht zu bieten. Dass es ein bisschen stark roch, weil überall frischer Fisch gegart und gebraten wurde – nun ja, da kann man drüber hinwegsehen.

Die Musik zur Party gab es auf zwei Bühnen live, durchweg von sehr guten Musikern. Zum Beispiel die Truppe aus der Neuen Flora in Hamburg (auch ein Theater der Stage-Holding), die im Foyer Soul- und Pop-Klassiker spielte. Schade, dass so wenig Platz zum Tanzen war. Unter den Gästen neben den gefeierten Schauspielern und Sängern natürlich die Verantwortlichen der Stage-Holding, allen voran Joop van den Ende und Maik Klokow (Deutschland-Chef des Unterhaltungskonzerns), aber auch Cameron Mackintosh, der Londoner Produzent von „Les Misérables“, sowie Komponist Claude-Michel Schönberg und Texter Herbert Kretzmer. Und Klaus Wowereit mit Jörn Kubicki. Der Regierende – stets gerne, lange und gut gelaunt auf Partys – plauderte ausgiebig mittenmang der Feiergemeinde. Ein schönes Fest also, das auch die Künstler genießen konnten. Denn sie hatten (auch das ein Zeichen für die professionelle Art der Stage-Holding) allesamt am Sonnabend frei. Bleibt noch zu klären, was denn nun los war, mit der Drehbühne. Cameron Mackintosh schmunzelte, denn das Problem kam ihm bekannt vor. „Die Bühne fiel in New York schon einmal aus.“ In New York? „Ja“, sagt er, „das ist die Bühne der Inszenierung vom Broadway, die im Mai dieses Jahres abgesetzt worden war.“ Am Freitagnachmittag hatte er mit den Regisseuren und Choreographen im Parkett gesessen und mit den Künstlern auf die Schnelle eine Version einstudiert, die auch ohne die Drehbühne funktioniert hätte. Unter der Bühne schraubten Techniker und Elektriker derweil an Berlins einziger Original-Broadway-Bühne herum und schafften es eine halbe Stunde nach dem ursprünglich geplanten Vorstellungsbeginn, das defekte Kabel samt kaputtem Motor auszutauschen.

Die Premiere ist nun gelaufen. Heute beginnt die reguläre Arbeit im Theater des Westens. Wenn alles gut geht, sollen „Les Misérables“ ein Jahr auf dem Spielplan stehen.

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