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Gendarmenmarkt: Grünes Licht für die Bäume

Fällen oder erhalten? Heftig stritten Bürger und Senat um die Gestaltung des Gendarmenmarktes. Am Dienstagabend ging die Abstimmung klar zugunsten der kleinen Ahorne aus.

Als die Besucher endlich die Chance bekamen, am Ausgang vom Großen Saal im Schauspielhaus ihre Stimme mit einer farbigen DIN-A-4-Karte abzugeben, war schon klar, welche der vier zur Debatte stehenden Varianten zur Umgestaltung des Gendarmenmarktes gesiegt hatte: Rot war der Favorit, und Rot stand für die Variante D. Für die Erhaltung des Baumdaches rund um den Französischen Dom. Für die Beibehaltung der vertrauten Situation rund um die 144 Kugelahornbäume. Für eine behutsame Sanierung des Platzes – für jene Variante also, für die die Freunde und Förderer des Gendarmenmarktes 23 000 Unterschriften gesammelt hatten. 596 rote Karten wurden für diese Lösung abgegeben – wiewohl Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) keinen Zweifel daran gelassen hatten, dass sie die Variante A bevorzugten. Die grüne Karte für Variante A bedeutete, den Kugelahorn durch Solitäre zu ersetzen. Für diesen Kahlschlag-Vorschlag stimmten 149 Besucher, die Variante C (Erhaltung des Baumdachs an der Französischen Straße) erhielt 77 Stimmen, und 54 Besucher waren für die Erhaltung des Baumdachs an der Charlottenstraße.

Die Senatsbaudirektorin hatte mehrfach betont, dass das Ergebnis der Abstimmung für Bezirk und Senat bindend sei, „wenn mindestens 500 Bürgerinnen und Bürger an der Abstimmung teilgenommen haben“. Dies war nun der Fall, fast tausend Berliner saßen im Großen Saal des Konzerthauses und wurden Zeuge und Mitspieler in einem so noch nie dagewesenen Verfahren der Bürgerbeteiligung bei einem Bauprojekt. Schon am frühen Abend waren die Besucher in den Beethoven-Saal geströmt, wo man die vier Varianten besichtigen und darüber diskutieren konnte. „Der Platz hat eine 300-jährige Geschichte, er ist eine sehr komplexe Sache, und man darf nicht in Hektik verfallen, sondern muss in Ruhe verschiedene Alternativen bedenken“, sagt Berlins oberster Gartenbaudirektor Klaus von Krosigk, „ich bin immer für Schönheit, fürs Edle und Gute, und das entsteht nicht aus einem Schnellschuss“.

So schnell wird es nicht gehen am schönsten Platz Berlins, denn acht Vertreter von Anliegern, vier Gutachter und drei Senatsvertreter auf der Bühne zeigten unter der sachkundigen und bürgerfreundlichen Regie der Moderatorin Elisabeth Ferrari, wie weit die Erwartungen bei einem behutsamen Umbau des Platzes gespannt sind. Darin war man sich einig: „Die Dinge sind eben sehr komplex.“ Es geht um die Beibehaltung der „Aufenthaltsqualität“, um andere Parkmöglichkeiten für Busse, um gute Zugänglichkeit zum Platz, um neu verlegte Leitungen und eine teilweise bessere Pflasterung, denn ein Bodengutachten sagt, dass das jetzige Pflaster an einigen Stellen stark in Mitleidenschaft gezogen sei. „Ohne die Sanierung kann die vorgesehene Nutzung des Platzes mit Weihnachtsmarkt und klassischen Konzerten langfristig nicht erfolgen“, heißt es in dem Gutachten, Leitungen müssten unterirdisch verlegt werden.

Mit all diesen Arbeiten wird ohnehin erst 2012 begonnen, dann ist auch der Ausbau der nahen U5 in vollem Gange. Zuerst wird die Mitte des Platzes aufgewühlt und mit neuen Pflasterplatten versehen. Finanziert werden soll das unter anderem durch ein „Förderprogramm zur Ertüchtigung touristischer Infrastrukturen aus EU-Geldern“, wie Baustadtrat Gothe beruhigend mitteilte. Das Publikum war tolerant-diszipliniert, am Ende konnte jeder, der etwas sagen wollte, auf die Bühne kommen. Einer erzählte, dass er schon seit elf Uhr früh auf den Moment gewartet hatte, seine Stimme abzugeben. Jetzt ist es entschieden, der Teufel steckt im Detail. Jedenfalls erhielt mit Variante D der letzte Vorschlag den ersten Platz.

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