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Neuer Geschäftsführer: Generationswechsel beim Türkischen Bund

Bei dem Dachverband für 26 Migrantenvereine ändert sich einiges. Auch im Vorstand

Es klingt nach einer großen Veränderung: Von einem „Generationenwechsel“ spricht Hilmi Kaya Turan, Vorstandssprecher des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg (TBB). Der Dachverband für 26 Migrantenvereine hatte am Donnerstag zu einer Pressekonferenz geladen, um seinen neuen Geschäftsführer vorzustellen: Serdar Yazar, 30 Jahre alt, Sozial- und Politikwissenschaftler. Ein freundlich blickender Mann im schwarzen Anzug, schwarzen Hemd, mit auf Hochglanz polierten Schuhen – wie für einen feierlichen Anlass.

Denn Yazar tritt die Nachfolge eines sehr bekannten, fast omnipräsenten Mannes an: Kenan Kolat, der den Verband vor mehr als 20 Jahren mitgründete und ihn prägte – und damit auch das Bild der türkischen Berliner Community. Jetzt hat er seinen Posten als Geschäftsführer aufgegeben, weil seine Frau Dilek Kolat (SPD) Integrationssenatorin geworden ist – und damit verantwortlich für finanzielle Zuwendungen auch für den TBB. Kenan Kolat bleibt Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Deutschland (TGD) – und damit im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Auch Yazar ist in der TGD engagiert, die beiden Organisationen sind eng miteinander verbunden.

Anders als Kolat wirkt Yazar eher zurückhaltend. Bei der Pressekonferenz sitzt er am Rand, links außen neben Vorstandssprecher Turan, der meist das Wort führt. Schließlich sagt Yazar doch etwas. Stellt sich mit angenehmer, eher leiser Stimme kurz vor und wirkt dabei etwas unsicher. Der gebürtige Berliner erzählt von seinem Studium an der HU und FU. Dass er sich seit 2006 beim TBB engagiert, anfangs in einem Studierendenverein. Er berichtet von seinen Schwerpunkten: Engagement gegen Diskriminierung und Homophobie. Und politische Bildungsarbeit: „Das werde ich jetzt ein wenig einstellen.“ Und stattdessen? „Ich werde das Rad nicht neu erfinden.“ Organisieren, vorbereiten und dem Vorstand zuarbeiten – das seien seine Aufgaben. Politische Schwerpunkte werde der Vorstand setzen, verspricht Yazar. So sei es eigentlich von jeher gedacht, fügt Vorstandssprecher Turan hinzu. Bislang sei das nur „etwas falsch wahrgenommen“ worden.

Bis Ende Dezember war Yazar als einer der drei Sprecher des achtköpfigen Vorstands des TBB selbst jemand, der politische Schwerpunkte gesetzt hat. Sein Nachfolger in dieser Position wird Alisan Genc, der den TBB 1991 mitgegründet hatte. Konsequent antworten nur Genc und Turan auf inhaltliche Fragen: Sie fordern eine „konzertierte Aktion“ des Senats für bessere Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und eine Reform der Ausländerbehörde. Yazar blickt derweil ins Leere, spielt mit einem Stift, nickt ab und zu zustimmend. Ganz ist Generationenwechsel doch noch nicht vollzogen. Daniela Martens

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