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Denkmal-Wettbewerb: Georg Elser war ein Mann aus dem Volk

Ein Denkmal für den Hitler-Attentäter Georg Elser soll nächstes Jahr auf der Wilhelmstraße stehen. Das Preisgericht hatte einstimmig der 17-Meter-Stele des Berliner Bildhauers und Designers Ulrich Klages den ersten Preis zuerkannt.

In gut einem Jahr, ab 8. November 2011, soll ein über 17 Meter hohes Denkzeichen mit dem Profil eines Mannes, geformt aus grobem Stahl, die Wilhelmstraße dominieren – nahe jener Stelle, an der einst Hitlers Reichskanzlei stand. Die filigrane Stahlskulptur ist die Silhouette des Gesichts von Georg Elser. Es leuchtet bei Dunkelheit und erinnert an jenen Mann, dessen selbstgebastelter Sprengkörper am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller genau um 21.20 Uhr explodiert war. Um 21.07 Uhr aber hatte Hitler, dem der Anschlag galt, das Lokal verlassen. Dreizehn Minuten zu früh, 780 Sekunden, die der Geschichte einen anderen Verlauf gegeben hätten, wäre das Attentat geglückt. Georg Elser, der Einzeltäter mit dem Motiv, Krieg zu verhindern, wird – in ganz anderem Zusammenhang – an der Schweizer Grenze verhaftet und kurz vor Kriegsende am 9. April 1945 auf Weisung „von höchster Stelle“ im KZ Dachau erschossen.

Der Dichter Rolf Hochhuth fordert seit langem, den einsamen Helden, dessen Name noch lange nach 1945 in kaum einem bundesdeutschen Lexikon zu finden war, mit einem Denkmal zu würdigen. Gestern strahlte der Dichter, als Kulturstaatssekretär André Schmitz Hochhuths Hartnäckigkeit lobte, Elser dem Vergessen entrissen zu haben. „Dies ist ein später Triumph für den Hitler-Attentäter.“ Das Preisgericht hatte einstimmig der 17-Meter-Stele den ersten Preis zuerkannt, der Georg Elser des Berliner Bildhauers und Designers Ulrich Klages erhebt sich gewissermaßen über den Ort der Täter. Zum Entwurf gehören ferner Leuchtstreifen mit Zitaten aus Verhörprotokollen Elsers, die in den Boden eingelassen werden sollen. Den zweiten Preis in dem europaweiten anonymen Wettbewerb mit über 200 Einsendungen erhielt der Berliner Künstler Thomas Eller. Er möchte den U-Bahnhof Mohrenstraße in „Georg-Elser-Denkzeichen“ umbenennen und auf den Marmorflächen großformatige „anamorphotische Bilder“ von Elser und seiner Tat per Sandstrahl in den Marmor fräsen. Eine zeitnahe Realisierung im gegebenen Kostenrahmen von 200 000 Euro erschien dem Preisgericht allerdings äußerst fraglich. Platz 3 gewann die Berlinerin Renate Herter mit einem „Georg Elser Zeit-Zeichen“. Das besteht aus einer ringförmigen Bodeninschrift und einer leicht vibrierenden Bodenplatte. Georg Elser, als Schreiner ein Mann aus dem Volke, zeigt sich bei dieser Ausstellung seinesgleichen: Die Schau aller Wettbewerbsentwürfe bereichert nun bis zum 1. November die Marheineke-Markthalle. Im ersten Stock darf bestaunt werden, wie phantasievoll die Künstler mit dem Thema umgegangen sind: Elser als Figur mit einem Koffer, in dem es tickt, 13 Uhren am Straßenrand, Porträts, Stelen, Bänder, und Elsers Bekenntnis im Verhörprotokoll: „Der Zweck wurde nicht erreicht“.

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