zum Hauptinhalt

Berlin: Geplantes Holocaust-Mahnmal: Streit um Topographie verzögert Baubeginn

Das Desaster um die Baukosten für das Dokumentationszentrum der "Topographie des Terrors" nach einem Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor wirkt sich auch auf den Baubeginn des Holocaust-Mahnmals von Peter Eisenman aus. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will die Arbeiten, deren Planungen ohnehin schon einen dreimonatigen Verzug haben, erst starten lassen, wenn alle baulichen Fragen im Vorfeld gelöst sind.

Das Desaster um die Baukosten für das Dokumentationszentrum der "Topographie des Terrors" nach einem Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor wirkt sich auch auf den Baubeginn des Holocaust-Mahnmals von Peter Eisenman aus. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will die Arbeiten, deren Planungen ohnehin schon einen dreimonatigen Verzug haben, erst starten lassen, wenn alle baulichen Fragen im Vorfeld gelöst sind. Probleme wie jetzt mit der "Topographie des Terrors" wolle er künftig vermeiden, kündigte Strieder an. Bei dem Zumthor-Bau sind die Kosten von ursprünglich veranschlagten 36 Millionen Mark auf jetzt mindestens 76 Millionen Mark gestiegen. Das Holocaust-Mahnmal soll nicht mehr als 50 Millionen Mark kosten.

Strieder ist entschlossen, beim Zumthor-Projekt die vom Architekten ermittelten Kosten in Höhe von etwa 85 Millionen Mark zu drücken. Um die Einsparungen zu erreichen, will Strieder zum Teil auch das Konzept des Architekten ändern und gegen dessen Willen bauen lassen, dem er, im Gegensatz zu Eisenman und Daniel Libeskind, der das Jüdische Museum entworfen hat, "Bockigkeit" und "Starallüren" vorwirft. "Zumthors Urheberrecht wird dadurch nicht verletzt", ist Strieder überzeugt. Allein durch eine weniger aufwendige Technik bei der Verglasung des Gebäudes will Strieder rund drei Millionen Mark einsparen. Zumthors Entwurf sieht einen Bau aus rund 4000 Betonstelen vor, die die Außenwand des Gebäudes bilden. Der schmale Zwischenraum wird verglast.

Zumthors Entwurf ist nach Strieders Ansicht genial und werde im Grundsatz auch so verwirklicht. Der Architekt habe seine Pläne allerdings ständig weiterentwickelt und verfeinert. Sein Entwurf fordert auch die Ingenieure heraus, denn Zumthor verwendet kaum zugelassene Produkte, so dass stets Einzelgenehmigungen erforderlich sind. So erklärt Strieder auch den langen Zeitraum bis zum Erkennen der Kostensteigerung in seiner Verwaltung. Geprüft worden seien die Zahlen an Hand der noch unverbindlichen Bauplanungsunterlagen, von denen sich Zumthor, der 1993 den Zuschlag erhalten hatte, nach 1996 "frei" gemacht habe. Erst nach Ausschreibungen seien die Kostensteigerungen erkennbar gewesen.

Danach habe man für den Rohbau auch andere Lösungen gefunden. Ursprünglich sollten die senkrechten und waagerechten Betonstelen an den so genannten Knoten verklebt werden. Jetzt werden sie durch einen Gusskopf miteinander verbunden, den der Stuttgarter Statiker Jörg Schlaich entwickelt hat, nach dessen Entwurf auch die Gusskonstruktion der Humboldthafenbrücke der Bahn AG am Lehrter Bahnhof entstand. So konnten nach Strieders Angaben die Mehrkosten um etwa sieben Millionen Mark gesenkt werden.

Neue Ausschreibungen für den Innenbereich sollen die Kosten weiter senken. Beim - teuren - Weißbeton bleibt es jedoch. Ein komfortables Haus werden die Besucher später so und so nicht vorfinden. Das gehört zum Konzept von Zumthor. Die Ausstellungsräume werden auch nicht beheizt; eine Wärmedämmung gibt es nicht. Zumthor war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er lässt auf seinem Anrufbeantworter nur ein wieherndes Lachen hören.

Zur Startseite