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Um die Schule hatte es vor einigen Wochen massive Auseinandersetzungen gegeben.

© picture alliance / dpa

Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg: Mutmaßlicher Täter darf in besetzter Schule bleiben

Ein 28-jähriger Flüchtling darf in der besetzten Kreuzberger Schule wohnen bleiben – obwohl er einen anderen Flüchtling wohl verletzte.

Von Sandra Dassler

Vergangenen Freitag schlug ein 28-Jährige in der von Flüchtlingen bewohnten Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg einen 20-jährigen Mitbewohner und stieß ihn in eine Glastür. Nun ist klar: Der 28-Jährige darf dennoch in der Schule wohnen bleiben. „Es ist ein rechtsstaatliches Prinzip, dass jemand, der sich mutmaßlich falsch verhalten hat, nicht sofort seine Wohnung verliert“, sagt der Sprecher des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, Sascha Langenbach. „Es wird aber eine Untersuchung geben, um herauszufinden, was der Auslöser war.“

Wie berichtet, waren die Flüchtlinge wegen „Reinigungszuständigkeiten“ in Streit geraten. Der 20-Jährige erlitt Schnittverletzungen, gegen den 28-Jährigen wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Nach Tagesspiegel-Informationen waren auch Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes nach dem Streit von Flüchtlingen attackiert worden.

In der einst von mehreren hundert Flüchtlingen besetzten Schule leben derzeit laut Bezirksamtssprecher Langenbach noch 45 Menschen. Inzwischen seien zwei Duschen eingebaut und die elektrischen Geräte überprüft worden. Auch seien erstmals Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz an Bewohner ausgezahlt worden. Jede Woche gebe es Gespräche über das Vorhaben des Bezirks, hier ein internationales Flüchtlingszentrum einzurichten, sagte Langenbach. „Das wird dringend gebraucht, hier ist nur die Spitze des Eisbergs. Denken Sie nur an die Ereignisse im Flüchtlingsheim Marienfelde!“

Dort hatte es vergangene Woche mehrere Massenschlägereien zwischen etwa 100 Tschetschenen und 30 Syrern gegeben. Letztere flohen aus Angst in die Katholische St.-Laurentius-Kirche in Tiergarten. Angeblich hatten die muslimischen Tschetschenen damit geprahlt, in Syrien für den Dschihad gekämpft zu haben. Genau vor diesen Kämpfern waren die christlichen Syrer geflüchtet.

Dass in Berlin Flüchtlinge aufeinandertreffen, die in ihren Herkunftsländern zu rivalisierenden Gruppen gehören, werde sich nicht ganz vermeiden lassen, sagt die Sprecherin der Sozialverwaltung, Regina Kneiding. „Das Landesamt für Gesundheit und Soziales bemüht sich, dies bei der Unterbringung zu berücksichtigen. Aber angesichts steigender Flüchtlingszahlen – zehntausend könnten es in diesem Jahr werden – und fehlender Unterkünfte klappt das nicht immer.“ Man versuche aber, die Männer, die die Schlägerei provoziert haben, anderswo unterzubringen. In der Unterkunft in Marienfelde lebten andere tschetschenische und syrische Familien friedlich zusammen.

Das hört man auch aus Polizeikreisen. Auseinandersetzungen unter Flüchtlingen hätten trotz der steigenden Asylbewerberzahlen nicht wesentlich zugenommen – mit Ausnahme der Gerhart-Hauptmann-Schule.

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