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Gerichtsverhandlung: Fremdenfeindlicher Übergriff oder Unfall?

Ein wegen Vortäuschens einer Straftat angeklagter Italiener hat vor Gericht darauf beharrt, Opfer eines fremdenfeindlichen Übergriffs geworden zu sein. Er sei mit einer Stange am Knie und Kopf verletzt worden.

Berlin - Der 30-Jährige muss sich vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Er ist angeklagt, im Mai dieses Jahres einen fremdenfeindlichen Übergriff vorgetäuscht zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Knieverletzungen des Angeklagten stattdessen von einem Sturz auf die S-Bahngleise am Bahnhof Alexanderplatz herrührten und beruft sich dabei auf Bilder aus einer Überwachungskamera.

Im Prozess bekräftigte der Angeklagte wieder, Opfer eines ausländerfeindlichen Übergriffs geworden zu sein. Seinen Angaben zufolge war er im Prenzlauer Berg in Nähe des U-Bahnhofes Eberswalder Straße von "drei Männern mit Bomberjacke und Glatze" wegen einer Zigarette angesprochen und danach als "Scheißausländer" beschimpft und durch einen "Schlag mit einer Stange" am rechten Knie und am Kopf verletzt worden.

Über seine Verteidigerin erklärte der Italiener, bei seiner ersten Polizeivernehmung noch "unter Schock" gestanden zu haben. Er sei von den Beamten nicht gefragt worden, was er nach dem Überfall getan habe, hieß es.

Zweifel an der Aussage

Seiner Aussage zufolge war hatte sich der Überfall kurz nach Mitternacht ereignet. Danach sei er mit der U-Bahn zum Alexanderplatz gefahren, um sich mit seinem Bruder zu treffen, aber schließlich zum Ostbahnhof weiter gefahren. In der Nähe des Bahnhofs habe er noch ein Bier am Imbiss getrunken und sei dann von einem Kioskinhaber, weil er Schmerzen beim Laufen gehabt habe, zum Ostbahnhof gebracht und wieder zum Alexanderplatz zurückgefahren. "Ich hielt es für einfacher, über die Gleise zu gehen, als Treppen zu steigen", heißt es in der Erklärung der Verteidigerin.

Nach Auswertung der Überwachungskameras war der gelernte Eismacher und Pizzabäcker um 4:22 Uhr auf die Gleise gestürzt. Knapp 15 Minuten später traf die Feuerwehr ein. Nach Aussage eines 40 Jahre alten Feuerwehrmannes "passte alles nicht zusammen". Der Angeklagte habe "weder den Tatort" nennen können, noch habe das Verletzungsbild zu dem gepasst, was er gesagt habe.

Nach Aussage seines drei Jahre jüngeren Bruders konnte der Angeklagte nicht mehr laufen, als er ihn am Alexanderplatz getroffen habe. Er habe schon am Telefon geweint und erzählt, geschlagen worden zu sein. Die Einzelheiten kenne er aber bis heute nicht. Der Prozess wird am 26. September fortgesetzt. (tso/ddp)

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