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Berlin: Geschichten vom Leben: Das Buch zur Nachrufe-Seite

Was bleibt von einem Leben, wenn es sein Ende gefunden hat? Fotos, Papiere, die Erinnerungen von Freunden und Familie – und manchmal ein Artikel im Tagesspiegel.

Was bleibt von einem Leben, wenn es sein Ende gefunden hat? Fotos, Papiere, die Erinnerungen von Freunden und Familie – und manchmal ein Artikel im Tagesspiegel. Auf unserer „Nachrufe“-Seite erscheinen jeden Freitag Geschichten vom Leben: vom Buchhändler, für den die Literatur die wirklich lebenswerte Welt darstellt, von der 108-jährigen Dame, die meint, ihr Herrgott habe sie vergessen, vom Pfarrer, der sich mit der Stasi einlässt und andere vor solchem Leichtsinn warnt. Es sind spannende, tragische, anrührende Geschichten von Menschen, über die kaum einmal etwas in der Zeitung steht. Aber alle Geschichten sind es wert, erzählt zu werden. Fünf Jahre gibt es die Nachrufe-Seite bereits, in der bundesdeutschen Zeitungslandschaft ist sie einmalig. So einmalig wie die Stadt, deren Menschen beschrieben werden: „In welcher anderen Stadt wären so unterschiedliche Leben lebbar und erzählbar wie in Berlin?“, fragt Tagesspiegel-Redakteur David Ensikat. Er hat die Seite mit den stimmungsvollen Bildern von Doris Klaas aus der Tagesspiegel-Fotoredaktion von Anfang an betreut – und hat nun 50 Nachrufe für ein Buch zusammengestellt, das unter dem Titel „Was bleibt“ soeben im Berlin Verlag erschienen ist.

Texte, die den Verstorbenen ein kleines Denkmal setzen und den Lesern Einblicke in unbekannte und doch ganz nahe Welten geben. Der Verstorbene könnte ihr Nachbar sein – und manchmal ist er es auch. Die Geschichten enden zwar alle mit dem Tod. Aber, darauf legt David Ensikat Wert: Sie handeln vom Leben – zu dem der Tod, der so gern verdrängte, nun einmal gehört. Es geht darin nicht um Verdienste und besondere Leistungen der Verstorbenen, vor allem darin unterscheiden sich diese Texte von gewöhnlichen Zeitungsnachrufen. Es geht auch nicht um die möglichst vollständige Berichterstattung von Lebensstationen. Vielmehr sollen Geschichten erzählt werden, die den Verstorbenen charakterisieren. Dass die Gespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen und das Schreiben der Nachrufe eine besondere Einfühlsamkeit von Autor oder Autorin verlangen, versteht sich von selbst. Es ist eine Arbeit, die nur wenig zu tun hat mit anderen journalistischen Aufgaben.

Im Tagesspiegel-Salon werden David Ensikat und vier weitere Nachruf-Autoren – Gregor Eisenhauer, Kerstin Decker, Thomas Loy und Kirsten Wenzel – an zwei Abenden ihre Texte vorstellen und über die Erfahrungen sprechen, die sie bei dieser ungewöhnlichen Arbeit machen. Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt moderiert die Veranstaltungen, die in dem stilvollen und doch intimen Ambiente des Löwenpalais in Grunewald stattfinden werden. Die literarischen Köche von eßkultur servieren Passendes. Und am Flügel spielt Jazzpianist Matthias Klünder Lieder vom Abschied und von allem anderen, was zum Leben gehört.

Mittwoch, 21., und Donnerstag, 22. September, 19 Uhr 30, im Löwenpalais, Koenigsallee 30-32, 14193 Berlin-Grunewald ((S-Bahnhof Grunewald, Bus M19 Haltestelle Hasensprung). Eintritt (inkl. Essen) 12 Euro. Anmeldung ist erforderlich unter Tel.: (030) 26009 609, am Dienstag, 13. September, von 7.30 Uhr bis 20 Uhr. Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Gehen mehr Anmeldungen ein, entscheidet das Los.)

— David Ensikat:

Was bleibt. Nachrufe, Berliner Taschenbuchverlag, 205 Seiten, 8,90 Euro)

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