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Geschichtsunterricht: Die DDR soll in der Schule häufiger Thema sein

Politiker wollen bessere Aufklärung über die SED und ihren Staat. Auch die Zusammenarbeit der Schulen mit der Birthler-Behörde und spezielle Fortbildungsprogramme für Lehrer werden gefordert.

In den Berliner Parteien herrscht große Einigkeit darüber, dass die Geschichte der DDR in den Schulen noch zu wenig behandelt wird. Nach der CDU und der SPD haben sich gestern auch Linkspartei, Grüne und FDP entsprechend geäußert. Hintergrund sind die geringen Kenntnisse der Schüler über die Grundlagen des SED-Regimes und die Ursachen seines Zusammenbruchs.

„Das Anliegen, sich in der Schule mehr mit der DDR auseinanderzusetzen, ist sinnvoll“, kommentierte gestern Steffen Zillich, Bildungspolitiker der Linkspartei, einen entsprechenden Antrag der CDU. Man solle diesen Antrag für eine Debatte nutzen, in der die Bildungsverwaltung auch Aufschluss darüber geben könnte, was zurzeit an Berliner Schulen über die DDR vermittelt wird. Allerdings müsse man bedenken, dass hinter den neuen Rahmenplänen Berlins die Idee stehe, nicht zu viel vorzuschreiben, sondern mehr Spielräume zu lassen, mahnte Zillich.

Özcan Mutlu von den Bündnisgrünen konterte, es sei „schäbig, sich hinter den verschlankten Rahmenplänen zu verstecken“. Gerade in Berlin sei es wegen der langjährigen Teilung der Stadt unerlässlich, dass alle Schüler über die Hintergründe Bescheid wüssten. Ebenso wie die FDP-Bildungspolitikerin Mieke Senftleben plädierte Mutlu dafür, schon mit Grundschülern Exkursionen zu Mauerresten oder zum Checkpoint Charlie zu machen. Allerdings fürchtet er, dass es immer noch Lehrer gibt, „die das Unrechtssystem gut fanden“ und deshalb eine gewisse Scheu hätten, sich dem Thema kritisch zu widmen, sagte Mutlu.

Dieses Problem treibt die Schulbehörde seit langem um. Der ehemalige Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hatte deshalb im Jahr 2004 allen Schulen mitgeteilt, dass die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte ihre „verpflichtende Aufgabe“ sei. Böger förderte auch die Zusammenarbeit der Schulen mit der Birthler-Behörde und achtete auf spezielle Fortbildungsangebote für Lehrer. Allerdings bleibt es letztlich den Pädagogen überlassen, ob sie die vielfältigen Angebote nutzen. Die SPD-Abgeordnete Felicitas Tesch appelliert deshalb an die Pädagogen, sich dieser Aufgabe zu stellen. Darüberhinaus fordert sie, dem Thema auch in der gymnasialen Oberstufe mehr Raum zu geben.

Wie berichtet, hatten Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und Berlins SPD-Chef Michael Müller gefordert, dass die Aufarbeitung der DDR-Geschichte stärker in den Lehrplänen verankert werden müsse. In Berlin ist das Thema nur in Klasse 10 und 12 verbindlich vorgeschrieben, aber sogar dann wird es mitunter nicht behandelt, wie die Praxis zeigt.

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