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Berlin: Gesobau-Vorstand Petra Gothe

Vor ihrem Schreibtisch sprudelt Wasser aus einer großen steinernen Kugel hoch auf einer Stele, ein Gegengewicht zum ständig brennenden Feuer in dieser ansteckend lebhaften Frau. Der Rat eines Feng Shui-Experten.

Vor ihrem Schreibtisch sprudelt Wasser aus einer großen steinernen Kugel hoch auf einer Stele, ein Gegengewicht zum ständig brennenden Feuer in dieser ansteckend lebhaften Frau. Der Rat eines Feng Shui-Experten. Ein weiter roter Schal passt zu der dezent eleganten Erscheinung. 50 Jahre jung wird sie an diesem Freitag. Neun Jahre davon sitzt sie nun schon im Vorstand einer der großen Berliner Wohnungsgesellschaften, zuständig für Finanzen, Organisation, Personal und Vertrieb. Eine Frau an der Spitze, das ist in der Wohnungswirtschaft immer noch eine große Seltenheit. Ihr Büro hat sie mitten im Märkischen Viertel. Nach der Fusion mit den Wohnungsbaugesellschaften Pankow und Weißensee verwaltet die Gesobau heute 42000 eigene und 5000 fremde Wohnungen.

Gerne würde sie noch Wohnungen dazukaufen. Seit vielen Jahren schüttet die landeseigene Aktiengesellschaft ansehnliche Dividenden an den Finanzsenator aus. Sechs Millionen Euro betrug der Überschuss zuletzt. Die Investitionen in die früher oft gescholtenen Wohnanlagen haben sich gelohnt. Der Leerstand liegt mit 4,9 Prozent deutlich unter dem Berliner Durchschnitt. Auch innen hat die quirlige Juristin deutliche Spuren hinterlassen. Für viele Unternehmen aus dem In- und Ausland ist die IT-Ausstattung, die sie der Verwaltung verpasst hat, „vorbildlich“. Ihr Einsatz hat es möglich gemacht, die Zahl der Mitarbeiter kräftig zu reduzieren. 1000 waren es mal, Ende 2005 werden es 306 sein.

Wie die in Frankfurt geborene Berlinerin zu diesem Job gekommen ist, weiß sie eigentlich auch nicht. Sie erinnert sich schmunzelnd daran, wie sie bei ihrem Bewerbungsgespräch damals den Spieß einfach umgedreht und die Herren Aufsichtsräte aufgefordert hat, sich doch kurz vorzustellen. Das hat wohl Eindruck gemacht. Ihre damaligen Berufserfahrungen waren sicher auch gute Referenzen. Nach ihrem Studium in Münster („ohne Herz dabei“), ihrem Referendariat beim Kammergericht in Berlin, war sie nach ihrer zweiten juristischen Staatsprüfung ab 1984 beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen aktiv. 1991 hat die Oberregierungsrätin ihren sicheren Beamtenstatus aufgegeben und ist erst zur Treuhandanstalt und dann zur Treuhand Liegenschaftsgesellschaft gewechselt. Vertragsmanagement war dort ihr Thema.

Aus ihrer Kindheit erinnert sie die vielen betroffenen Gespräche in ihrem Elternhaus – beide waren Volkswirte – über die Blockade, an eine sonst immer „heitere Familie“ und einen Vater, der sich Zeit für Spaziergänge mit seinen drei Töchtern nahm, ihr Klavierspielen Wand an Wand mit Günter Neuman, den Umzug 1971 nach Wuppertal. Kirche und Chöre haben zu Hause eine große Rolle gespielt – und tun es noch. Theologie hätte sie gerne studiert. Sie wohnt heute mit ihrem zweiten Mann in einem Altbau in Schöneberg, einen Sohn hat sie. Ganz viele Kinder hätte sie gerne gehabt. Yoga macht sie und zweimal in der Woche joggt sie mit einer Freundin zehn Kilometer weit.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Petra Gothe (49)

sitzt im Vorstand der Gesobau AG und im Präsidium des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Sie ist Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche.

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