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Berlin: Gestresste Frager: Joschka Fischer in Berliner Schule

Die 14-jährige Cherien ist schon vor der Ankunft des Außenministers ganz durch den Wind, zumal sie bei der Generalprobe vor Aufregung gestottert hat. Sie hatten zwar schon Renate Künast, Richard von Weizsäcker und Anne Will hier, aber Joschka Fischer bekommt man als Achtklässlerin nicht so leicht vors Mikrofon.

Die 14-jährige Cherien ist schon vor der Ankunft des Außenministers ganz durch den Wind, zumal sie bei der Generalprobe vor Aufregung gestottert hat. Sie hatten zwar schon Renate Künast, Richard von Weizsäcker und Anne Will hier, aber Joschka Fischer bekommt man als Achtklässlerin nicht so leicht vors Mikrofon. Wenigstens ist Cherien nicht allein, sondern wird Fischer gemeinsam mit 13 Mitschülern befragen. Sie haben ihn in ihre Wilmersdorfer Schule geladen. In die Robert-Jungk-Oberschule, die ein eigenes Fernsehstudio hat und als einzige in Berlin Polnisch als zweite Fremdsprache anbietet. Da liegt es nahe, dass die Schüler den Außenminister vor allem zur EU-Erweiterung befragen wollen.

Endlich fahren drei Mercedes-Wagen vor. Nach einer Führung durchs Haus erreicht Fischer den Studiosessel. Er sieht zufrieden aus wie nach einem guten Essen, trägt eine rote Krawatte unterm Doppelkinn und reibt joschkaesk seine Hände umeinander, während die Schüler vor Aufregung erst gar kein Wort herausbringen. „Diese Studio-Situation ist für mich mittlerweile Alltag“, lässt Fischer wissen und setzt nach, dass er „in einem richtigen Studio langsam grimmig werden würde, wenn es nicht weitergeht“. Das Fiepen einer Rückkopplung füllt die Lücke, dann tauen auch die Schüler auf. Sie fragen Fischer, ob er seine Politik mit Freunden und Familie diskutiere („lieber mit mir selbst“) und ob er sich manchmal einen normalen Beruf wünsche („nein“). Fischer trägt jetzt sein aus der Tagesschau bekanntes Weltschmerzgesicht, aber im Unterschied zum wahren Fernsehleben gibt es statt Phrasen diesmal die Erklärung, warum Politiker so verschwurbelt reden: Man müsse vage bleiben, wenn man nicht der Joschka von nebenan, sondern Repräsentant einer Nation sei, sonst ecke man an.

Nachdem er seinen Terminkalender in die Kamera gehalten und gesagt hat, dass er Urlaub „nur noch auf dem Papier“ habe, verabschiedet sich Fischer. Cherien und die anderen bleiben mit ihren nicht gestellten Fragen zur EU-Erweiterung zurück. Die Zeit war zu kurz, sagen sie. Aber sie finden, der Minister habe „sehr intelligent gesprochen“.

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