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Da passen jetzt zwei rein. Die Jeans in Größe 60 hebt Elke Leschke sich als

© Georg Moritz

Gesund abnehmen: Berliner, die es geschafft haben: Halb so rund

Als sie verlassen wurde, begann Elke Leschkes Verwandlung. Sie warf Ballast ab: 70 Kilo in 18 Monaten.

Von Susanne Leimstoll

Ein Datum hat sich in Elke Leschkes Kopf eingebrannt: 19. Juli 2011. Ihr Ehemann teilte ihr mit, er werde sich von ihr trennen, er habe sich in eine andere verliebt. Am 19. Juli 2011 brach Elke Leschkes altes Leben zusammen.

Bis heute weiß sie nicht, ob ihr Partner geblieben wäre nach 28 Jahren Ehe, wenn sie nicht immer dicker und dicker, immer bequemer geworden wäre nach der Geburt der Zwillinge. Süßem konnte sie nie widerstehen, sie mochte die fettreichen Gerichte, die ihr Mann, gelernter Koch, zubereitete; abends bestellte man oft was vom Griechen. Am Ende ihres alten Lebens wog sie 150 Kilo bei einseinundsechzig Körpergröße. Zu schwer, um den Alltag mit Schwung zu meistern, zu schwer, um Arbeit zu finden in ihrem Beruf Friseurin, zu schwer für ihr Selbstbewusstsein. So kann ich nicht weiterleben, sagte sie sich und begann, Ballast abzuwerfen – in 18 Monaten 70 Kilogramm, 75 sind ihr Ziel. „Dann kann ich sagen, ich habe mich halbiert.“

Alles ist anders jetzt. Sie geht aus der neu eingerichteten Küche rüber ins renovierte Wohnzimmer und kommt mit einer Kladde zurück. Eine Menge Seiten hat sie mit steiler Handschrift gefüllt, aber es bleibt viel Platz für künftige Einträge im Ernährungstagebuch. Die erste Seite ist fast voll: ihr Gewichtsverlauf. Bei jedem Eintrag zeigt die Waage weniger. Anfangs sind es vier Kilo im Monat, seit Sommer zwei. Am 19. Juli 2012 notiert sie zur Erinnerung an den Tag X: „Ein Jahr Geständnis“ – und dahinter: 114 Kilo. Geschafft hat Elke Leschke es nach dreimonatigem Ernährungscoaching mit einer neuen Art zu essen, zweimal die Woche Aquafitness im Baerwaldbad und fast trotzigem Willen. Bis Weihnachten hatte sie kein Stück Schokolade mehr angerührt, auf Fett und Weißmehl verzichtet. Drei Mahlzeiten am Tag, kein Naschen zwischendurch, keine Light-Produkte. Gut frühstücken, kleine Portionen mittags, abends nur Fleisch oder Fisch plus Gemüse, keine Kohlenhydrate. Bei ihr funktioniert das. Ist sie abends eingeladen, isst sie tagsüber wenig. Desserts verkneift sie sich. „Obwohl ich eine Pfütze im Mund habe. Zu Hause denk’ ich, haste jut jemacht.“ Öl misst sie mit dem Löffel ab. Wenn mal Butter aufs Brot kommt, ist das der einzige Belag. Angebraten wird ohne Fett in beschichteten Pfannen.

„Nach den ersten 20 Kilo minus fing es an, Spaß zu machen.“ Sie steckte sich Etappenziele: Vor Weihnachten wieder in die uralte Winterjacke passen, bis Frühjahr unter die Hundert kommen, bis Herbst die 85 Kilo knacken. Sie kaufte eine Hose und die kleinere gleich dazu. Seit Oktober macht sie zusätzlich zum Aqua-Training Fitness im Verein. Im Sommer will sie Inline-Skates ausprobieren. Sie lässt sich ausbilden zur „Büroassistentin mit Buchführung“ für mittlere Unternehmen. „Ich will es in den Job schaffen“, sagt sie; das „will“ betont und mit geballter Faust. So hat sie es auch geschafft, abzunehmen. Rückschläge? Gab es nicht.

Die Nachbarin hat ihr ein Album mit Fotos geschenkt: links die alte, schwere Elke, rechts die neue, schlanke. Sie zeigt es gern. Am meisten freut es sie, wenn sie Bekannte trifft und überzeugen muss, dass sie es wirklich ist. „Nee!“, rufen die dann. Vor ihnen steht eine sportliche Kleine, junge 51, mit weißblondem Kurzhaar überm spitzen, rosigen Gesicht.

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