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Gesundheit: "Charité ist ein Juwel"

Charité-Vorstandchef Einhäupl verteidigt die Pläne der Uniklink: Er will neu bauen – und alle Standorte erhalten.

Er könne der Charité kein schönes Krankenhaus bauen und den Steuerzahlern erklären, warum es in den Schulen durchs Dach regnet: mit diesen Worten hatte Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum das Ansinnen der Uniklinik auf einen Neubau in Mitte abgelehnt. Das brachte den Charité-Vorstand in Rage, der am Donnerstag vor der Presse betonte, dass es auch in die Charité reinregne. Nämlich in das marode Bettenhochhaus, das durch einen Neubau ersetzt werden soll. „Wegen eines Wasserschadens gab es dort vor zwei Wochen eine Havarie“, berichtete Vorstandschef Karl Max Einhäupl. „Ein Schaltkasten explodierte, und zehn Stockwerke waren ohne Strom.“ Patienten seien aber nicht gefährdet gewesen.

Der Neubau soll anstelle eines Dienstleistungsgebäudes entstehen (von den Mitarbeitern „Fresswürfel“ genannt). Die Idee dafür sei entstanden, als sich herausstellte, dass man die Sanierungskosten für das bröckelnde Bettenhochhaus deutlich unterschätzt habe, sagte Matthias Scheller, Direktor des Klinikums. Statt mit 129,5 Millionen sei nun mit 260 Millionen Euro zu rechnen. Der Neubau – von der Charité „Ersatzbau“ genannt – soll es auf 347 Millionen bringen. In diesem Betrag ist eine geringerwertige Renovierung des Bettenhochhauses enthalten. Es könnte in Zukunft nicht mehr für Klinikbetten, sondern für Labors, Büros und Unternehmen genutzt werden.

Eine positive Weichenstellung erhofft sich der Charité-Vorstand von der Senatsklausur am Montag. Bislang sind von Nußbaum lediglich 195 Millionen Euro an Investitionen für alle drei Standorte bis zum Jahr 2014 freigegeben.

Die Charité will sich bis 2011 aus den roten Zahlen herausarbeiten. 2008 gab es ein Defizit von 56 Millionen, das man 2009 auf 19,5 Millionen senken will.

„Die Charité ist ein Juwel für Berlin“, sagte der Vorstandschef Einhäupl. „Wir sind angetreten, es zu erhalten.“ Mit 15 000 zu einem großen Teil hochqualifizierten Arbeitsplätzen sei die Uniklinik der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt, sagte die Dekanin Annette Grüters-Kieslich. Und mit 130 Millionen eingeworbenen Fördermitteln („Drittmittel“) im Jahr 2008 sei die Charité die erfolgreichste deutsche Universitätsklinik.

Jeder Charité-Campus soll ein eigenes Gesicht bekommen, sagte Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor. An den Hauptstandorten Mitte, Wedding (Virchow-Klinikum) und Steglitz (Klinikum Franklin) soll es zwar in den großen Fächern weiterhin eine Grundversorgung geben, die wissenschaftlich-medizinische Schwerpunktbildung werde aber nur noch an jeweils einer Klinik erfolgen. In Mitte werde man sich auf „Kopfmedizin“, Immunologie und Infektionskrankheiten konzentrieren, im Wedding auf Kinder-, Frauen-, Tumor- und Herz-Kreislaufmedizin, in Steglitz auf Medizin für die zweite Lebenshälfte, Stoffwechselleiden, Psychiatrie und Orthopädie.

Mit dem Vivantes-Konzern habe man begonnen, in der Labormedizin zusammenzuarbeiten. Das Zusammenlegen von Charité- und Vivantes-Standorten bringe aber nichts, sagte Einhäupl. Wenn Vivantes das Franklin-Klinikum in Steglitz übernehme, werde der Senat damit kaum sparen. „Das Schließen des Wissenschaftsstandortes Steglitz allein bringt keinen Vorteil.“ Nur das Dichtmachen von Krankenhäusern senke wirklich die Kosten. Diese Entscheidung müsse aber die Politik treffen. 

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