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Mehr oder weniger Lichtschutz kann schon reichen, um die Sonne ohne Reue genießen zu können.

© Peer Grimm/dpa

Gesundheit im Berliner Sommer: Sonne, die nicht brennt

Licht auf der Haut tut der Seele gut. Aber Vorsicht: Wer es mit der Bräunung übertreibt, riskiert vorzeitig gealterte Haut und Hautkrebs. Ein Ratgeber.

Wer der Sonne zu nahe kommt, verbrennt sich die Flügel. Das musste bereits Ikarus, ein Held der antiken griechischen Mythologie, erfahren. Und auch der moderne Mensch sollte es mit dem Spaß an der Sonne nicht übertreiben. Seit den 1970er Jahren haben sich die Hautkrebsfälle in westlichen Industrienationen teilweise mehr als verdreifacht. Als wichtigste Ursache vermuten Forscher ein „verändertes Freizeitverhalten“. Sprich: Das Leben spielt sich heute mehr im Freien ab, braungebrannte Haut gilt als attraktiv, und das Kunstlicht der Solarien ermöglicht den Sommerlook auch im Winter. Dadurch steigt die UV-Dosis und mit ihr das Krebsrisiko.

Also schützen Sie sich gut! Tragen Sie einen Sonnenhut, suchen Sie sich ein schattiges Plätzchen und cremen Sie sich gut ein. Doch da beginnen schon die Fragen. Was muss eine Sonnencreme enthalten, damit sie gut geschützt sind? Wie hoch sollte der Lichtschutzfaktor sein? Was sagt eigentlich der UV-Index aus und wo finde ich ihn?

Die eigentliche Gefahr ist unsichtbar

Das Sonnenlichtspektrum besteht aus sichtbaren und unsichtbaren Lichtanteilen. Während das sichtbare Licht für den Menschen unbedenklich ist, bleibt die eigentliche Gefahr dem menschlichen Auge verborgen: die ultraviolette Strahlung (UV).

UV-Licht macht zwar nur fünf Prozent der Sonneneinstrahlung aus. Es besitzt jedoch so viel Energie, dass es in die Haut eindringt und dort Schäden an der Erbsubstanz verursacht. Sonnenbrände sind ein eindeutiges Zeichen: Die oberste Hautschicht, die sogenannten Epidermis, verbrennt, und die tieferen Hautschichten entzünden sich. Forscher vermuten jedoch, dass DNA-Schäden bereits weit vor einem Sonnenbrand auftreten.

Und wie so oft ist es die Dosis, die das Gift macht. Der Körper verfügt zwar über Reparaturmechanismen, um Hautschäden zu beheben. Meist bleibt jedoch etwas unreparierte DNA zurück. Über die Jahre summieren sich die Erbgut- und Zellmutationen. Dadurch erhöht sich das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) stuft UV-Strahlung als „eindeutig krebserzeugend“ ein.

Hautalterung und Faltenbildung

Zudem laugt Sonnenstrahlung die Haut auf Dauer aus. UVA dringt tief in die Hautschichten ein und stört dort die Produktion des Proteins Kollagen, das dem Bindegewebe Struktur und Elastizität verleiht. Die Folge sind Hautalterung und Faltenbildung.

Aber trotzdem sollte man das Sonnenlicht nicht generell meiden, denn es hat auch positive, lebenswichtige Seiten. UV-Strahlung kurbelt die Produktion von Vitamin D in der Haut an. Dieses „Vitamin“, das streng genommen ein körpereigenes Hormon ist, hilft dabei, Osteoporose vorzubeugen, indem es Kalzium in die Knochen einlagert. Vitamin D stärkt das Immunsystem und kann das Darmkrebsrisiko senken, vermuten Forscher. Zudem steuert Sonnenlicht unsere innere Uhr und hilft gegen Wintersmüdigkeit.

Mittlerweile ist neben der UV-Strahlung auch die Infrarotstrahlung, also die Wärmestrahlung der Sonne, ins Gerede gekommen. Viele Sonnencremehersteller werben mit einem zusätzlichen Schutz vor ihr. Zu Recht? Infrarot-A-Licht (IRA) hat weniger Energie als UV-Strahlung, aber es dringt tief in den Körper ein. Forscher vermuteten eine Zeit lang, dass IRA freie Radikale in der Haut verursacht. Das Deutsche Krebsforschungszentrum gibt jedoch Entwarnung. Ältere Studien, die ein Krebsrisiko nahelegten, enthielten methodische Fehler. 2010 kamen Forscher zu dem Ergebnis: Natürliche Infrarotstrahlung ist nicht gefährlich. Sonnencremes mit zusätzlichem Schutz vor Infrarotstrahlung schaden zwar nicht, sie sind aber nicht nötig und kosten mehr.

Jede Haut reagiert anders

Wie lange man gefahrlos Sonnenbaden kann, hängt von zwei Faktoren ab: neben der Stärke der UV-Strahlung auch vom individuellen Hauttyp. Denn jede Haut reagiert anders. Sie kann sich einige Zeit selbst vor schädlicher UV-Strahlung schützen. Bei Kindern und besonders hellhäutigen ungebräunten Menschen (Hauttyp 1) beträgt diese sogenannte Eigenschutzzeit jedoch nur fünf bis zehn Minuten – je nachdem, wie stark die Sonneneinstrahlung ist.

Zudem gewöhnt sich die Haut an regelmäßige Sonne, in dem sich die oberste Hautschicht verdickt, also eine sogenannte Lichtschwiele ausbildet, oder sich bräunt. Dabei legt sich das körpereigene Farbpigment Melanin schützend um die Zellkerne. Allerdings ist dieser Schutz nicht so stark. Die Hauttypen I bis III, zu denen mehr als 90 Prozent aller Mitteleuropäer zählen, erreichen durch Bräunung und Gewöhnung an die Sonne nur einen geringen Lichtschutz. Er entspricht in etwa einer Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 1,5. Das ist viel zu wenig, um Langzeitschäden vorzubeugen.

Wie starkt scheint die Sonne eigentlich?

Doch wie stark ist die Sonnenstrahlung eigentlich? An leicht bewölkten Tagen oder im Frühling unterschätzen viele Menschen die Gefahr. Wie stark die Strahlung tatsächlich ist, gibt der UV-Index an: Auf einer Skala von 1 bis 11+ misst er die Gefahr eines Sonnenbrandes durch UV-Strahlung. Je höher der Index, desto höher ist auch das Risiko für einen akuten Sonnenbrand und Langzeitfolgen wie Hautkrebs.

Bei einem Wert von eins oder zwei können Sie auf Sonnenschutz verzichten. Schon ab einem Wert von drei wird ein Schutz empfohlen. Ab sechs ist er erforderlich und ab elf ein unbedingtes Muss. Mit der Wahl des passenden Schutzes lässt sich ein schmerzhafter Sonnenbrand vermeiden. Lange, weit geschnittene Kleidung schützt besonders gut gegen UV-Strahlen, je dicker und dunkler, desto besser. Unbedeckte Körperpartien wie Gesicht, Schultern oder Nacken sollte man mit Sonnenschutzmittel eincremen. Sonnencreme verlängert die Eigenschutzzeit der Haut je nach Höhe ihres Lichtschutzfaktors (LSF).

Junge Haut ist besonders empfindlich

Er gibt den Schutz vor UVB-Strahlen an. Bei einem LSF 20 kann man eingecremt zwanzigmal länger in der Sonne bleiben als ohne Schutz. Beträgt die Eigenschutzzeit der Haut also 10 Minuten, könnte man drei Stunden und 20 Minuten sonnenbaden. Über den UVA-Schutz sagt der LSF allerdings nichts aus. Einige Hersteller verwenden ein UVA-Siegel. Das garantiert allerdings lediglich ein Drittel des UVB-Schutzes.

Die noch junge Haut von Kindern ist generell sehr sonnenempfindlich und sollte immer gut geschützt werden, mindestens mit einem Lichtschutzfaktor von 25.

Nicht zuletzt ist Sonnenbaden auch eine Frage des Timings. Zwischen 11 und 15 Uhr, wenn die Sonne am höchsten steht, sollten man sich ein schattiges Plätzchen suchen und die Siesta genießen, so wie es Mensch und Tier schon ewig taten, lange vor Erfindung von Sonnencreme und Lichtschutzfaktor.

Über den aktuellen UV-Index informiert der Deutsche Wetterdienst unter www.dwd.de. Praktisch sind auch Apps für das Smartphone, die errechnen, wie lange Sie gefahrlos sonnenbaden können, beispielsweise „AOK Sun&Air“ oder „UV-Check“.

Dieses und weitere Themen zu „Haut und Allergien“ finden Sie in der neuen Ausgabe des Magazins „Tagesspiegel GESUND“. Es kostet 6,50 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel-Shop unter Telefon 030/29021 520

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