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Gesundheit: Schüler kommen leicht an Zigaretten

Diese Zahl alarmiert: 70 Prozent der rauchenden Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren kaufen ihre Zigaretten einfach illegal am Kiosk. Eine Studie zeigt, dass Händler Gesetze missachten.

Die Verkäufer fragen erst gar nicht und rücken die Zigaretten ohne die vom Gesetz vorgeschriebene Alterskontrolle durch den Ausweis heraus. Als „klare Handlungsaufforderung“ versteht der Kreuzberg-Friedrichshainer Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linkspartei) die Studie, die da vor ihm auf dem Tisch liegt. Knapp 1150 Schüler seines Bezirks wurden zu ihren Rauchgewohnheiten befragt, gestern stellte Mildner-Spindler die Ergebnisse vor: Demnach sind 31 Prozent der 13- bis 17-Jährigen Raucher – das liegt weit über dem Bundesdurchschnitt von 18 Prozent.

Die Autoren der Studie beklagen, dass der Handel die gesetzliche Altersbeschränkung meist ignoriere. „Die Jugendlichen bekommen ihren Tabak an Spätverkaufsstellen, beim Bäcker.“ Johannes Spatz vom Bezirksamt, der an der Studie mitgearbeitet hat, kritisiert, dass die Ämter zu wenig Kontrollen durchführten. Überführte Händler erhielten meist Abmahnungen, obwohl auch Bußgelder möglich seien.

Die Befragungen der Schüler wurden vor einem Jahr durchgeführt, damals lag das Mindestalter für den Verkauf noch bei 16 Jahren. Seit Monatsanfang dürfen Zigaretten erst ab 18 Jahren abgegeben werden. Stadtrat Mildner-Spindler fordert eine Änderung der Regeln, nach denen Tabak verkauft wird. So sollten nur solche Geschäfte Zigaretten verkaufen, die zuvor eine Berechtigung erworben haben. Wer Zigaretten an Jugendliche verkauft, müsste dann mit Konzessionsentzug rechnen. Das müsse jedoch bundesweit geregelt werden, sagt der Stadtrat.

Auch das Land Berlin solle tätig werden und eine Bannmeile um Schulen durchsetzen: Im Radius von 250 Metern sollten weder Zigarettenautomaten noch Tabakwerbung erlaubt sein. Christine Köhler-Azara, die Drogenbeauftragte des Senats, glaubt aber nicht, „dass eine Bannmeile sehr effektvoll wäre.“

Ein Problem bei der Durchsetzung der Altersbeschränkung sieht Johannes Spatz darin, dass die Kontrollstellen wie Jugend- und Ordnungsamt nicht genügend zusammenarbeiten. Die einen seien wegen Personalmangels kaum handlungsfähig, den anderen fehlten die Kompetenzen. Die Studie zeigt auch, dass sich Minderjährige ebenso problemlos Alkohol besorgen können: Nur fünf Prozent der 13- bis 15-Jährigen wurden beim Alkoholkauf nach dem Ausweis gefragt. Sebastian Leber

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