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Gesundheitsbranche: Vivantes gibt viel Geld aus – aber nicht für alle

Der Klinikkonzern zahlt noch gut für ehemalige Führungskräfte. Gleichzeitig fehlen Schwestern und Pfleger in den Krankenhäusern.

Bei Vivantes droht ein Streit um die Personalpolitik. Während dem landeseigenen Klinikkonzern ausgebildete Schwestern und Pfleger fehlen, wird früheren Mitarbeitern aus den Chefetagen viel Geld gezahlt. Nach Einschätzung von Betriebsräten der Klinikkette werden auf den Stationen insgesamt bis zu 400 zusätzliche Schwestern und Pfleger gebraucht. Derzeit dürften insgesamt noch knapp 4000 Pflegekräfte in den neun Krankenhäusern von Vivantes arbeiten. „Der Personalmangel ist aber massiv spürbar, es fehlen Fachkräfte“, sagte Volker Gernhardt, Betriebsrat im Krankenhaus Neukölln.

Eine Vivantes-Sprecherin sagte, man wolle dem – bundesweit spürbaren – Fachkräftemangel mit Kampagnen entgegenwirken. Auszubildende würden nach ihrem Abschluss gezielt umworben, damit sie blieben. In einigen Krankenhäusern der Region, vor allem aber in Kliniken in Süddeutschland bekommen Pflegekräfte zuweilen mehrere hundert Euro mehr im Monat.

Viele Vivantes-Schwestern erhalten bei Vollzeittätigkeit mit Schichtzulagen weniger als 2650 Euro brutto im Monat. Vielen Fachkräften reicht das offenbar nicht, auch wenn die Klinik die Tarife bis 2014 erhöht. An anderer Stelle, heißt es unter Mitarbeitern, sitze das Geld des kommunalen Konzerns lockerer.

Der Betriebsratsvorsitzende Giovanni Ammirabile hatte schon vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass sich Vivantes den Rechtsfrieden mit einstigen Führungskräften einiges kosten lässt. So hatte die Ex-Chefärztin Karin Büttner-Janz nach einem Rechtsstreit 590 000 Euro Abfindung bekommen. Die Ex-Turnerin und Olympia-Siegerin war wie berichtet im April dieses Jahres gekündigt worden. Das Arbeitsklima soll schlecht gewesen sein, der Betriebsrat hatte der Kündigung nicht widersprochen. Über den Entlassungsprozess wird klinikintern nur wenig Gutes gesagt: Zu den 590 000 Euro bekommt die bundesweit bekannte Orthopädin noch ihr Gehalt von April bis einschließlich Dezember, immerhin mehr als 20 000 Euro pro Monat. Außerdem zahlt Vivantes wohl die Verfahrenskosten, was bei den von beiden Seiten beauftragten Anwälten nicht wenig sein dürfte. Insgesamt könnten Schätzungen zufolge so 900 000 Euro zusammenkommen. Die Klinikkette äußerte sich auf Anfrage nicht zu den Gesamtkosten des Verfahrens. Als ärgerlicher empfinden viele Mitarbeiter jedoch, dass seit Jahren ehemalige Vivantes-Manager offenbar Teile ihrer früheren Gehälter beziehen.

Über ein früheres Mitglied des Vivantes-Vorstandes heißt es, dass es seit 2005 rund 100 000 Euro im Jahr bekäme – ein Ende der Zahlungen, die möglicherweise als Sonderbetriebsrente vertraglich ausgehandelt worden sind, sei nicht in Sicht. Der Konzern teilte mit, dass man sich zu einzelnen Ex-Mitarbeitern nicht äußere. Nur so viel: „Für ehemalige Mitglieder der Geschäftsführung gibt es bei Vivantes eine eigens dafür gebildete Pensionsrückstellung.“

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