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Ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle

© dpa/Rainer Jensen

Gesundheitspolitik in Berlin: Beamte sind im Schnitt 40 Tage krank

Im Berliner Landesdienst sind viele Beschäftigte lange arbeitsunfähig. Ein zentrales Gesundheitsmanagement gibt es nicht.

Die Senatsfinanzverwaltung will jetzt konsequenter daran arbeiten, den seit Jahren sehr hohen Krankenstand im Berliner öffentlichen Dienst zu senken. Vor allem die Zahl der Langzeiterkrankten bereitet Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) Kopfzerbrechen: 2358 Beschäftigte waren 2013 – neuere Daten liegen noch nicht vor – länger als ein Jahr arbeitsunfähig. Aus diesem Grund sollen in einem Pilotprojekt Fallmanager eingesetzt werden, die dauerkranke Mitarbeiter intensiv begleiten sollen. Bisher gibt es im Landesdienst kein zentrales Gesundheitsmanagement. Und in der Justizverwaltung werden noch nicht alle Daten flächendeckend von der EDV erfasst.

Durchschnittlich 36,8 Tage, also mehr als fünf Wochen, waren die Beamten, Angestellten und Arbeiter des Landes 2013 krank und liegen damit weit über den allgemeinen Zahlen für Berlin, die wiederum im Bundesvergleich auch schon sehr hoch ausfallen. Anders als die Krankenkassen, die nur die Werktage erfassen, zählt die Verwaltung alle Tage einschließlich des Wochenendes.

Stress in den Verwaltungen

Deswegen lassen sich die Zahlen nur bedingt mit denen der Kassen vergleichen. AOK-Versicherte fehlten an 18,6 Werktagen (dreieinhalb Wochen), DAK-Versicherte an 15,8 Werktagen (knapp über drei Wochen). Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 9,5 Fehltagen. Besonders häufig sind in Berlin die Polizisten krank (43,5 Tage), Feuerwehrleute (41,3 Tage) und Mitarbeiter des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (40,2 Tage). Auffällig ist, dass Beamte länger ausfallen (jährlich 40,2 Krankheitstage) als Angestellte und Arbeiter (32,7 Tage).

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bietet die Untersuchung alarmierende Zahlen. Sie zeige, dass die harte Sparpolitik der vergangenen Jahre zu einer Verdichtung der Arbeit und Stress in den Verwaltungen geführt habe, sagte die Sprecherin des DGB Berlin-Brandenburg, Nina Lepsius. Dies seien Faktoren, die krank machen können.

Senat muss Konsequenzen ziehen

Der Senat müsse die Konsequenz ziehen und in der wachsenden Stadt Berlin mehr Mittel für eine vernünftige Infrastruktur und ausreichendes Personal zur Verfügung stellen. Auch der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Robbin Juhnke, sieht bei der Polizei durchaus auch einen Zusammenhang zwischen dem Krankenstand und einer über die Jahre immer dünner gewordenen Personaldecke. „Die Polizei arbeitet am Limit“, sagte Juhnke.

In den kommenden Jahren aber kann die Polizei zumindest mit Verstärkung rechnen. In den Chefgesprächen zum Doppelhaushalt sollen sich Finanzsenator Kollatz-Ahnen und Innensenator Frank Henkel (CDU) auf insgesamt 650 Stellen für die Sicherheitsbehörden geeinigt haben. Innerhalb der kommenden vier Jahre sollen bei der Polizei unter anderem 110 Stellen für Vollzugsbeamte geschaffen werden. Der Objektschutz wird mit 100 Mitarbeitern gestärkt.

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