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Mehr Geld für Instandhaltung und Modernisierung: Man benötige in den kommenden zehn Jahren bis zu 800 Millionen Euro, sagte Joachim Bovelet dem Tagesspiegel.

© dpa

Gesundheitswesen: Die Rechnung, bitte!

Nach der Charité braucht auch Vivantes mehr Geld. Zusammen gerechnet veranschlagen die landeseigenen Krankenhäuser bis zu 1,7 Milliarden Euro. Die Kassen fordern den Senat auf, mehr in die Zukunft seiner Kliniken zu stecken.

Aus den Berliner Krankenhäusern werden erneut Forderungen nach mehr Geld für Instandhaltung und Modernisierung laut. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass die Charité zu den schon in Baumaßnahmen gesteckten 330 Millionen Euro weitere 600 Millionen Euro für Sanierungen braucht. Nun hat sich der Chef des ebenfalls landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes geäußert. Man benötige in den kommenden zehn Jahren bis zu 800 Millionen Euro, sagte Joachim Bovelet dem Tagesspiegel.

Vivantes betreibt acht Krankenhäuser auf zahlreichen Geländen in der ganzen Stadt. Hinzu kommen Pflegeeinrichtungen und Ausbildungsstätten. Viele Gebäude des Konzerns stehen unter Denkmalschutz und sind entsprechend aufwendig in der Sanierung.

Während die Bundesländer gesetzlich für die Finanzierung von Gebäuden und Technik aufkommen müssen, haben die Kliniken die laufenden Kosten für Personal, Energie und Medikamente mit Geldern der Krankenkassen zu begleichen. Versicherungen äußerten in Berlin zuletzt Befürchtungen, dass für die Patientenversorgung vorgesehene Krankenkassensätze nötige Sanierungen der Kliniken quersubventionieren, weil das Land an Geld für seine Krankenhäuser spare. Kassen und Krankenhausgesellschaft teilten am Mittwoch mit, der Senat möge sich in den laufenen Haushaltsdebatten zur „Verantwortung für die Krankenhausversorgung“ bekennen. Hamburg investierte 2011 pro Krankenbett dreimal so viel in Kliniken wie Berlin.

Bovelet räumte am Mittwoch ein, dass die Hauptstadt allerdings auch weniger Geld zur Verfügung habe. Um so erstaunlicher sei es jedoch, dass sowohl Vivantes als auch die Charité zu den wenigen landeseigenen Krankenhäusern bundesweit gehörten, die wiederholt schwarze Zahlen geschrieben hätten, also Geld mit Pflege, Expertise und Behandlungen verdient haben.

Während es am Wochenende noch von Mitarbeitern hieß, Vivantes habe 2012 mit einem Plus von fünf bis sechs Millionen Euro abgeschlossen, gab Bovelet am Mittwoch eine höhere vorläufige Zahl heraus: Mit 6,75 Millionen Euro Plus soll 2012 abgeschlossen worden sein. Einen großen Teil des Gewinns macht Vivantes inzwischen mit Altenheimen. Die 13 Pflegestätten haben 2,5 Millionen Euro eingebracht. Bovelet äußerte sich auch zu den Aussichten für das laufende Jahr: „Es ist absehbar dass auch 2013 betriebswirtschaftlich gut laufen wird.“

Jeder dritte Berliner Klinikpatient wird in einem Vivantes-Krankenbett behandelt. Während die Charité im Jahr rund 139 000 Fälle stationär behandelt, sind es in den Vivantes-Häusern 211 000. Mit 14 000 Beschäftigten ist Vivantes nach der Bahn außerdem der größte Arbeitgeber der Hauptstadt.

Wie berichtet, wird Bovelet den Konzern noch in diesem Jahr verlassen. Der Vater von vier Töchtern will eigener Auskunft zufolge bis Ende dieses Jahres nach Nordrhein-Westfalen zurückkehren. Die Stimmung zwischen Bovelet und dem Senat, dem die Klinikkette gehört, hatte sich zuletzt verschlechtert. Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) soll immer wieder auf einen harten Sparkurs gedrängt haben. Der Jurist Bovelet ist 2007 nach Berlin gekommen und leitet seitdem Vivantes.

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