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Berlin: Gewässer: Mit Magnetfeldern gegen Algenmief

Jetzt riecht man es wieder: Viele Teiche der Stadt stinken zum Himmel. Sie sind fast undurchsichtig, von dichten Algenteppichen überzogen und mit dunkelviolettem Schlamm versehen.

Jetzt riecht man es wieder: Viele Teiche der Stadt stinken zum Himmel. Sie sind fast undurchsichtig, von dichten Algenteppichen überzogen und mit dunkelviolettem Schlamm versehen. "Der Sauerstoffgehalt des Wassers ist durch die Wärme noch geringer als sonst", erklärt Christoph Lewek, Geschäftsführer vom "Frei-Zeit-Haus" am Weißenseer Kreuzpfuhl das Dilemma. Hinzu kommt, dass die Teiche weder Zu- noch Ablauf haben und sich deshalb nicht selber reinigen können. Experten sprechen von "umgekippten Gewässern".

Die Hilfe, die nötig wäre, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, bleibt oft aus. Seit Anfang des Jahres sind die Bezirke für die rund 300 Berliner Teiche zuständig. Aber die Ämter fühlen sich überfordert: "Wir haben für solche flächendeckenden Maßnahmen zurzeit kein Geld", macht Helmut Schneider vom Amt für Umwelt und Natur in Weißensee deutlich. Dennoch werde beispielsweise in den Weißen See während der Badesaison regelmäßig Grundwasser gepumpt. Auch Sauerstoff sei dort schon eingebracht worden. Anwohner rund um den Weißenseer Kreuzpfuhl wollen sich aber nicht mit der Situation abfinden. Sie gründeten eine Bürgerinitiative und suchen gemeinsam mit dem Bezirk eine Lösung für "das stinkende Problem" an der Pistoriusstraße. Das Bezirksamt will bis Anfang 2002 ein Sanierungskonzept vorlegen.

Die Bürgerinitiative hat schon einen Arbeitseinsatz am Pfuhl hinter sich. Mit Schülern des benachbarten Gymnasiums wurde Müll beseitigt und Schlamm herausgeharkt. Nach Auskunft des Fachbereiches Gewässerunterhaltung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist die Entschlammung die gängigste Methode der Teichreinigung. Das Wasser wird herausgelassen, der Schlamm getrocknet und anschließend entsorgt. Am Fennpfuhl in Lichtenberg läuft gerade so eine Maßnahme. Immer wieder hatten sich Anwohner über den "übel riechenden See" beschwert, berichtet der Lichtenberger Baustadtrat Andreas Geisel (SPD). Spätestens Anfang September soll dann auch der Schlamm ausgebaggert werden. In dem Fall übernimmt der Senat die Kosten in Höhe von rund 250 000 Mark. Wie auch im Nachbarbezirk Marzahn-Hellersdorf will sich Lichtenberg in den kommenden Jahren etappenweise um seine Gewässer kümmern. So ist bereits geplant, den Malchower See wieder an seinen einstigen natürlichen Zufluss am Hechtgraben anzuschließen. "Wir erarbeiten derzeit Pflege- und Entwicklungskonzepte für die Hönower Weiherkette und die Kaulsdorfer Seen", sagt Kathrin Huth, Chefin des Natur- und Umweltamtes Marzahn-Hellersdorf.

Im Bezirk Mitte hat man den Kampf gegen Algen offensichtlich schon gewonnen. Das Engelbecken an der St.-Michael-Kirche wurde von den lästigen Pflanzen befreit. "Experten haben in den vergangenen Wochen durch den Einsatz von Magnetfeldern sauerstoffaktive Mikroorganismen aktiviert", erklärt Stefan Rauner vom Natur- und Umweltamt. Der Effekt des kompliziert klingenden Verfahrens: Algen wurden beseitigt und dadurch gleichzeitig verhindert, dass sich Bakterien und Schimmelpilze bilden können. "Noch ist das Wasser leicht getrübt, aber dabei handelt es sich um normale mikrobiologische Reaktionen", sagt Rauner. Auch künftig soll im Engelbecken diese Methode eingesetzt werden, um das biologische Gleichgewicht in dem Grundwasserteich zu erhalten. Eine ähnliche Reinigung auf der Basis elektrischer und magnetischer Felder fand bereits in Zehlendorf statt. Hubertussee und Dreipfuhl wurden von dem Ingenieur Elmar Wolf gesäubert. "Es ist eine sehr sanfte Art der Algenbeseitigung", sagt der Fachmann. Außerdem koste diese Methode nur etwa ein Zehntel der herkömmlichen Entschlammung. Dass sie dennoch nicht häufiger angewandt werde, hat für Wolf zwei Gründe: Einerseits seien die Bezirke erst seit kurzem dafür zuständig, andererseits trotzdem finanziell überfordert. Um einem "Umkippen" der Teiche künftig vorzubeugen, fordert die Gewässerunterhaltung des Senats den Einbau von Sandfängen, wie ein Mitarbeiter betont. Das sind gemauerte Kuhlen, in denen sich Sedimente absetzen. In den vergangenen Jahren versuchte der Senat aber auch, die kleinen Seen mit wenig Aufwand zu bewirtschaften. So wurden "Algen abgefischt" oder Strohballen eingesetzt, an denen sie sich festklammerten.

Steffi Bey

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