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Gewalt an Schulen: Notsignal und Notfallplan

Die Berliner Schulen sind auf Ernstfall vorbereitet – im Prinzip. Nur an der Umsetzung könnte das Konzept scheitern. Dafür ist jede Schule selbst verantwortlich.

Hinsehen und handeln: Ein orangefarbener Ordner mit 117 Seiten soll Lehrer auf Ernstfälle wie Körperverletzung, Mobbing oder Vandalismus vorbereiten. Auf drei Seiten geht es um den Fall eines Amoklaufs: Die Polizei informieren, die gefährdeten Personen warnen, die Klasse zusammenhalten, Deckung suchen, die Türen abschließen und den Täter nicht provozieren. „Die Schulleiter entscheiden, ob und wie sie die Kollegien über Maßnahmen informieren – ohne Hysterie zu schüren, aber so, dass ein möglichst großer Kreis von Kollegen kompetent handeln kann“, sagt der Sprecher der Bildungsverwaltung, Jens Stiller. Die Schulleiter seien als Multiplikatoren wirksam. Außerdem gebe es seit kurzem eine Planung für ein Alarmsignal für den Notfall, sagte Stiller.

Wie die Schulen mit dieser Aufgabe umgehen, ist unterschiedlich. Nach Erfurt sei vom Senat alles geleistet worden, um auf den Ernstfall vorzubereiten, findet der Schulleiter der Eckener Oberschule in Tempelhof, Anselm Salinger. Er habe auch eine Fortbildung zum Thema Katastrophenfälle besucht und trage sein Wissen ans Kollegium weiter. Er könne aber nicht garantieren, dass bei einem Belegschaftswechsel jeder Lehrer von dem Ordner erfahren würde. „Es gibt keine kontinuierliche Aufklärung, aber es muss auch nicht jeder Lehrer die 117 Seiten der Handreichung kennen. Ich glaube auch nicht, dass da jemand reingucken würde.“

Wie der Inhalt des Ordners kommuniziert werde, sei zwar eine Empfehlung, „aber wenn er nur bei der Schulleitung liegt, nützt er nicht viel“, sagt die Vorsitzende des Landeslehrerausschusses, Brigitte Wilhelm. Ein Ordner allein helfe wenig, sondern nur die Menschen, die ihn benutzten. „Ich hoffe, dass auch die jungen Kollegen, die von den Unis kommen, auf ihn hingewiesen werden.“ Eine Möglichkeit, die Inhalte aktiv an das Kollegium weiterzugeben, sei, aktives Präventionstraining zu betreiben.

„Ich gestehe, dass wir den Ordner wenig nutzen und mehr auf die Zusammenarbeit mit dem Präventionsbeamten der Polizei, Jugendamt und Sozialpädagogen unser Schulstation setzen“, sagt die stellvertretende Leiterin der Heinz-Brand Oberschule, Daniela Strezinski. Die Schule habe Erfahrung mit gemobbten Schülern oder Einzelgängern. „Nach dem Amoklauf ist klar, dass es direkter sozialer Maßnahmen bedarf, wenn wir sie auffangen wollen.“Hadija Haruna

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