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"Gezielt beleidigend rassistisch": Berliner Türken zeigen Sarrazin an

Sechs in Berlin lebende Türken erstatten Strafanzeige gegen Thilo Sarrazin. Der Bundesbankvorstand und frühere Berliner Senator war wiederholt wegen provokanter Thesen über Migranten in Deutschland aufgefallen.

Wie eine Berliner Anwaltskanzlei am Montag mitteilte, werfen sie dem früheren Berliner Finanzsenator vor, sich “gezielt beleidigend rassistisch" geäußert und dabei den Rahmen der Meinungsäußerung verlassen zu haben. Sarrazin war im vergangenen Monat in verschiedenen Medien zitiert worden, seiner Meinung nach wirke sich das vergleichsweise niedrige Bildungsniveau von Zuwanderern negativ auf Deutschland aus, das Land werde angeblich “auf natürliche Weise dümmer“. Diese Worte seien bei einem Vortrag zum Thema "Bildung, Demografie und gesellschaftliche Trends" der Arbeitskreise Schule-Wirtschaft der Unternehmensverbände Südhessen gefallen.

Die Äußerungen Sarrazins hatten damals auch Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Plan gerufen, die diese als “dumm“ bezeichnet hatte. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel rüffelte seinen Parteifreund: „Im Durchschnitt ist der Bundesbankvorstand dümmer geworden dadurch, dass er da Mitglied geworden ist“, sagte Gabriel.

Sarrazin selbst räumt in einem Schreiben an den Tagesspiegel ein, dass er zwar gesagt habe "dass Migranten aus der Türkei, Afrika, Nah- und Mittelost ein gegenüber anderen Migranten unterdurchschnittliches Bildungsniveau haben". Einen Zusammenhang zwischen ethnischer Herkunft und Intellekt habe er aber in seiner Rede "an keinem Punkt hergestellt". Der Veranstalter des Vortragsabends, Reinhold Stämmler, bestätigt Sarrazins Darstellung.

Ex-Senator Sarrazin eckt seit Jahren mit seinen Thesen an. Bundesbank-Präsident Axel Weber hatte ihm deshalb bereits im vergangenen Herbst indirekt den Rückzug aus der deutschen Notenbank nahe gelegt und seine Kompetenzen beschnitten. Bei der Bundesbank war gestern Abend zunächst niemand für eine Stellungnahme zu der Anzeige gegen den auf Betreiben von Berlin und Brandenburg in den Vorstand berufenen 65-jährigen zu erreichen. (Tsp/rtr)

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