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Berlin: Gift unter Wohnungen der Gewobag? Fondsanleger fordern Millionen-Schadenersatz

Große Teile von Häuserblocks an der Sterkrader Straße in Tegel-Süd sind vermutlich auf Öl und anderen giftigen Stoffen gebaut. 35 Anleger eines Grundstücksfonds der Gewobag werfen der städtischen Wohnungsgesellschaft vor, sie beim Kauf ihrer Anteile nicht über eine mögliche Grundstücksverseuchung auf dem Gelände des einstigen Tegeler Gaswerks informiert zu haben.

Große Teile von Häuserblocks an der Sterkrader Straße in Tegel-Süd sind vermutlich auf Öl und anderen giftigen Stoffen gebaut. 35 Anleger eines Grundstücksfonds der Gewobag werfen der städtischen Wohnungsgesellschaft vor, sie beim Kauf ihrer Anteile nicht über eine mögliche Grundstücksverseuchung auf dem Gelände des einstigen Tegeler Gaswerks informiert zu haben. Dabei geht es vor allem um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Heute verhandelt das Landgericht über Schadenersatzklagen wegen Wertminderung ihrer Anteile. Da auch Anleger eines benachbarten Gewobag-Grundstücksfonds klagen, summieren sich die Forderungen auf rund 43 Millionen Euro. Etliche Käufer der von dem Fonds finanzierten Wohnungen hatten bereits gerichtlich eine Rückabwicklung ihrer Kaufverträge mit einer der Fondsgesellschaften erreicht. Die Gewobag gab gestern keine Stellungnahme ab.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung versicherte, nicht alle Anfangsvermutungen auf Altlasten hätten sich bestätigt, und es gebe keine Gesundheitsgefährdung. Das sei aber alles „keine schöne Geschichte“. Der Anwalt der Kläger, Christian Naundorf, meinte, vor dem Bau der rund 20 Jahre alten Häuser sei offenbar nicht flächendeckend nach Altlasten gesucht worden. Das Areal ist als Altlastenverdachtsfläche registriert. Die Kläger gaben weitere Bodenuntersuchungen in Auftrag, die ermittelten Werte überschreiten nach Auskunft des Anwalts die zulässigen Werte.

Der wohnungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Andreas Otto, erinnerte daran, dass die Altlasten am Tegeler See lange bekannt seien. Hier fänden sich alle für Gaswerke typischen Schadstoffe im Boden. Die Fondsgesellschaft Gewobag EB habe „unter Verheimlichung der Altlastenschäden“ Wohnungen verkauft. Unklar sei bis heute, ob der Senat im Rahmen der Fachaufsicht das Geschäftsgebaren zumindest geduldet habe oder davon nicht unterrichtet worden sei. „Der Fall stinkt im wahrsten Sinne zum Himmel“, sagte Otto. Unternehmen und Senat sollten das Altlastenrisiko unabhängig begutachten lassen. Der Senat habe bereits auf eine Kleine Anfrage bestätigt, dass es verunreinigtes Grundwasser durch giftige Zyanide und PAK gebe.C. v. L.

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