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Berlin: Giuliani Superstar

Der New Yorker Ex-Bürgermeister besuchte Berlin – und traf auf Scharen von Bewunderern. Erst im KaDeWe, abends im Roten Rathaus

Sein hageres Gesicht mit der runden Brille und der hohen, von Falten zerfurchten Stirn wirkt wie ein GedächtnisSerum. Als New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani am Montag Nachmittag im vierten Stock des KaDeWe hinter dem antiken Schreibtisch Platz nimmt, um Audienz zu halten, sind auch die Bilder und Gefühle plötzlich wieder gegenwärtig: umherirrende Menschen, von Staub bedeckt, das rauchende Trümmerfeld von „Ground Zero“, das Grauen und die Verzweiflung – und der Mann, der die Verzweiflung aufhielt und damit zum Symbol für den Überlebenswillen New Yorks wurde. Rudolph Giuliani trägt das Gesicht des 11. September 2001.

Dabei hat er sich die Rolle des Helden nicht selbst erwählt. Sie kam über ihn wie der Terror über Manhattan. Wo immer Giuliani seither auftaucht, erwartet ihn bereits eine Schar von Bewunderern. Eine Stunde vor Beginn der Signierstunde haben bereits Dutzende den vorbereiteten Bücherberg abgetragen, die Warteschlange reicht bis in die Fernsehabteilung, als Giuliani kurz vor 17 Uhr kommt, drängeln sich bereits mehr als 100 Menschen.

„Leadership – Verantwortung in schwieriger Zeit“, heißt das Buch, in dem Rudolph Giuliani die Schlüsse formuliert, die er aus den Ereignissen des 11. September gezogen hat. Es geht in dem Buch um Führungsverantwortung in einer Welt , die vom Terrorismus bedroht wird.

Darüber sprach er auch am Abend im Roten Rathaus. Und wieder war es voll; eingeladen hatte die jüdischen Hilfsorganisation „Keren Hayesod“. „Können Sie sich an den letzten Krieg zwischen zwei Demokratien erinnern?“, fragte Giuliani und antwortete sofort: „ Ich nicht.“ Was natürlich nicht an Giulianis schlechtem Gedächtnis liegt. Sondern, so setzte er fort: Dass „Demokratien nicht in den Krieg ziehen müssen. Sie können diskutieren, streiten, Kompromisse schließen“. Immer wieder schlug Giuliani in seiner Rede auch die Brücke nach Berlin: Denn die Berliner hätten für Freiheit und Demokratie gekämpft. Obwohl der Fall der Mauer so unwahrscheinlich gewirkt habe – bis er dann doch geschah. Und genauso unwahrscheinlich scheine es jetzt, dass in Afghanistan oder Irak Demokratie und Freiheit einkehrt. Und sicher sei eins: „Wir haben Recht – sie Unrecht.“ fk/hema/wie

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