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Berlin: Glasnost im Kempinski

Das Hotel wird transparenter – mit einem Umbau seiner Front am Kurfürstendamm. Flaneure können sich auf einen neuen Treffpunkt freuen

Statt Kuchen im Kranzler nun Torte im Kempi: Das Hotel an der Ecke Kurfürstendamm/Fasanenstraße will künftig mehr Café und Restaurantbesucher anlocken. Bezirkspolitiker sprechen angesichts neuer Umbaupläne bereits von einem „Ersatz fürs alte Café Kranzler“: Das Luxushotel will seine Gastronomie an der Straßenecke konzentrieren und mehr Platz dafür schaffen. Dazu wird auch die Hälfte des KPM-Verkaufsladens übernommen.

Aus dem Hof, wo ein Kongress- und Veranstaltungszentrum mit 250 Plätzen entsteht, werden das Frühstückslokal und die Sektbar nach vorn verlagert. Der dortige Vorbau des Restaurants „Kempinski-Eck“ wird um 1,50 Meter zurückgesetzt, künftig soll dieser Bereich transparenter wirken. Die Zahl der Restaurantplätze wächst von 120 auf mindestens 160. Ein Teil davon entsteht auf Terrassen in den unteren zwei Etagen.

Die Pläne stammen von einer Liegenschaftsverwaltung, die das 300-Zimmer-Hotel 1992 gekauft und an Kempinski verpachtet hatte. „Wir müssen etwas tun, sonst rutscht das Haus nach und nach ab“, sagte Dieter Bock von der Eigentümerfirma. Der Umbau werde rund drei Monate dauern und bis zu fünf Millionen Euro kosten. Hoteldirektor Uwe Klaus sagte, der Frühstücksraum im Hof sei ursprünglich für Veranstaltungen gedacht gewesen, habe sich aber als zu klein erwiesen. Auch der bestehende Ballsaal im Hotel reiche immer nur für eine größere Veranstaltung zur selben Zeit. „Das hat uns viele Probleme gemacht.“

Eine Bau-Voranfrage liegt dem Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) vor. Dieser sieht die Pläne positiv und hofft auf einen neuen Anziehungspunkt am Ku’damm.

Das Bristol Hotel Kempinski – so der offizielle Name – wurde 1952 eröffnet. Den Grundstein hatte Frederic Unger, der letzte überlebende Enkel der jüdischen Familie Kempinski, gelegt. Die Familiengeschichte hatte 1862 mit einem Weinladen in der Friedrichstraße begonnen. Berühmt wurde der Name durch eine Gaststätte, die seit 1926 an der Ecke Ku’damm/Fasanenstraße stand. Doch 1937 wurde der Familienbesitz „arisiert,“ die Familie ging ins Exil. Das Hotel wurde 1958 erweitert und erhielt 1972 den ersten Hotelpool Berlins. 1993 folgte ein Umbau des Erdgeschosses.

Den Ruf des ersten Hauses am Platze hatte das Bristol Kempinski von Anfang an. Albert Einstein, Thomas Mann, Indira Gandhi, König Hussein, Leonard Bernstein, Walt Disney und Alfred Hitchcock haben dort gewohnt.Der Langzeitaufenthalt von Hildegard Knef wurde ein kleines Kapitel Stadtgeschichte. Mit der Eröffnung des ebenfalls von Kempinski bewirtschafteten Hotels Adlon und anderer Luxushotels verblasste der Ruhm. Überdies erhielt das Bristol auch am Ku’damm neue Konkurrenz; derzeit ist das Concorde an der Joachimstaler Straße im Bau, die Pläne für den Umbau des Hauses Cumberland werden konkreter. Dennoch galt es in den letzten Jahren dank vieler Stammgäste als eines der profitabelsten Häuser seiner Kategorie in der Stadt.

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