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Berlin: Gleich nach der Operation nach Hause

Kassen wollen mehr ambulante Eingriffe: Der Patient werde schneller gesund und spare Geld

Krankenkassen und niedergelassene Ärzte wollen die Zahl der ambulanten Eingriffe in Berlin erhöhen. Derzeit werden noch viele Patienten stationär eingewiesen, obwohl man sie nach der Operation gleich wieder nach Hause schicken könnte. Das liegt unter anderem daran, dass sich die stationäre Aufnahme für die Kliniken lohnt, rechnen diese doch noch nach den belegten Betten ihre Honorare ab. Rund 350 Krankenhausbetten in Berlin seien mit Fällen belegt, die man ambulant hätte erledigen können, sagte Detlef Natusch, Sprecher der Berliner Techniker-Krankenkasse gestern auf einer Pressekonferenz.

Dabei bringt eine ambulante Operation, zum Beispiel zur Behebung eines Leistenbruches oder zur Krampfaderentfernung, dem Patienten eine Menge Vorteile. „Der Kranke ist nach wenigen Stunden wieder in seiner vertrauten Umgebung“, sagt Ansgar Pett, Vorsitzender des Berliner Berufsverbandes Ambulantes Operieren. Er werde dadurch schneller gesund als im Krankenhaus. Außerdem sei die Gefahr, sich mit Keimen zu infizieren, im Krankenhaus höher, als im Operationsraum eines niedergelassenen Arztes. Und zwar deshalb, weil die vielen Kranken in der Klinik Erreger selbst einschleppen.

Doch trotz aller Vorteile gehen manche Patienten lieber ins Krankenhaus, weil sie sich dort sicherer fühlen. Immer wieder machen Gerüchte die Runde, dass mancher niedergelassene Arzt im unsauberen Hinterzimmern operiert. 1300 Mediziner in Berlin besitzen die Zulassung, ambulant zu operieren, doch nur 800 von ihnen sind dem Vertrag zwischen Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenhausgesellschaft zum ambulanten Operieren beigetreten, der ab 1. Januar 2004 gilt. „Diese müssen bestimmte Qualitätskriterien, wie Hygiene- und Dokumentationsstandards, erfüllen“, sagt Ansgar Pett vom Berufsverband. Der Patient könne aber nicht auf den ersten Blick sehen, ob sein Operateur die Kriterien erfüllt. „Am besten sollte der Patient seinen Arzt gezielt danach fragen“, rät Pett.

Das ambulante Operieren erspart den Krankenkassen viel Geld. Ein Beispiel: Die ambulante Operation eines Leistenbruches kostet 500 Euro, die stationäre dagegen rund 2170. Allein die Techniker-Krankenkasse könnte im Jahr rund 2,7 Millionen Euro bei ihren Berliner Patienten sparen, wenn die vier häufigsten ambulant behandelbaren Erkrankungen tatsächlich zu 100 Prozent ambulant behandelt würden, also Leistenbruch, Grauer Star, Krampfadern und Gelenkspiegelungen.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen. So müssen Patienten, die keine Angehörigen haben, stationär behandelt werden. Denn dann muss das Krankenhaus die Pflege und Beobachtung übernehmen, um Komplikationen auszuschließen. Das gilt auch dann, wenn der Kranke weitere Leiden hat.

Die Kliniken, die ebenfalls ambulante Operationen anbieten, bekommen in Berlin dafür weniger Honorar als der niedergelassene Arzt. „Wir empfinden das als ungerecht“, sagt Fina Geschonneck, Pressesprecherin des Vivantes-Konzerns, in dem neun ehemals städtische Krankenhäuser zusammengeschlossen sind. Trotzdem werde der Konzern den Anteil ambulanter Eingriffe im kommenden Jahr erheblich erhöhen.

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