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Künftig soll es keinen abgestuften Segen mehr geben, sondern nur noch Traugottesdienste.

© dpa/picture-alliance

Gleichgeschlechtliche Partnerschaften: Evangelische Kirche in Berlin will homosexuelle Paare trauen

Die evangelische Kirche macht wohl bald keine Unterschiede mehr zwischen hetero- und homosexuellen Paaren in Berlin und der Region. Künftig soll es keinen abgestuften Segen mehr geben, sondern nur noch Traugottesdienste – unabhängig von der sexuellen Orientierung.

Seit 2002 können lesbische und schwule Paare in evangelischen Kirchen in Berlin den Segen Gottes erbitten. Die Segnungsgottesdienste sind aber deutlich unterschieden von den Traugottesdiensten für heterosexuelle Paare. Dadurch soll zum Ausdruck kommen, dass die Ehe zwischen Mann und Frau nach wie vor Leitbild in weiten Teilen der evangelischen Kirche ist.

Das soll sich nun ändern: Künftig soll es keinen abgestuften Segen mehr geben, sondern nur noch Traugottesdienste – unabhängig von der sexuellen Orientierung der Paare. Die Trauung schwuler und lesbischer Paare soll auch in die Kirchenbücher eingetragen werden, so wie es bei Hetero-Paaren selbstverständlich ist. So fordern es die Kirchenkreise Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz, Stadtmitte und die Landesjugendversammlung in einem Antrag, der am Freitag auf der Frühjahrssynode der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo) diskutiert werden soll.

Viele Pfarrer sind verunsichert

„Menschen mit gleichgeschlechtlicher Lebensweise und in eingetragener Lebenspartnerschaft dürfen nicht weiterhin herabgestuft und diskriminiert werden“, heißt es in dem Antrag. Die Chancen stehen gut, dass die Mehrheit der Synodalen den Forderungen zustimmen wird. Die Synode ist das oberste Kirchenparlament. Ihre Beschlüsse haben Wirkung.

Im Kirchenkreis Stadtmitte gibt es etwa 30 Segnungsgottesdienste für schwule und lesbische Paare im Jahr. „Doch viele Pfarrer sind verunsichert, wie sie mit den Anfragen umgehen sollen“, sagt Superintendent Berthold Höcker. Bisher gebe es nicht mal eine feststehende Liturgie für die Segnungsgottesdienste. Er unterstützt den Antrag auf Gleichstellung von Segnungs- und Traugottesdiensten, da es keine „substanziellen“ Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Liebesbeziehungen gebe, wenn sie verantwortungsvoll, verbindlich und verlässlich gelebt würden.

So sah es auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 2013 in einer „Orientierungshilfe“. Darin plädierte sie für die Erweiterung des evangelischen Familienleitbildes und die Aufwertung von homosexuellen Beziehungen. Das Papier löste einen Sturm der Entrüstung aus. Kritiker argumentierten, schwule und lesbische Lebensformen entsprächen nicht der Bibel.

Hessen-Nassau hat bereits Segnungs- und Traugottesdienste gleichgestellt

Die Ekbo-Antragsteller verweisen hingegen auf ein Gutachten von Theologen der Universität Frankfurt am Main. Darin heißt es:  „Die theologisch einzig sachgemäße Frage nach der Schriftgemäßheit von Liebesbeziehungen muss lauten: Wie sind Liebesbeziehungen heute so zu gestalten, dass sie dem Doppelgebot der Liebe entsprechen? Hierbei sind liebevolle Beziehungen Homosexueller ethisch ebenso ein- wie lieblose Ausdrucksformen von Heterosexualität ausgeschlossen.“

Bisher hat lediglich die Landeskirche Hessen-Nassau daraus die Konsequenz gezogen und 2013 Segnungs- und Traugottesdienste gleichgestellt. Die Trauungen werden auch alle in den Kirchenbüchern dokumentiert.

Kirche muss ein Schutzraum sein

„Gott hat uns so geschaffen, wie wir sind – mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen“, sagt Kevin Jessa von der Evangelischen Jugend der Ekbo. Die Kirche müsse ein Schutzraum für alle sein, gerade auch für schwule und lesbische Jugendliche. Die Evangelische Jugend stehe deshalb voll und ganz hinter dem Antrag.

Gegenwind könnte von Synodalen aus der schlesischen Oberlausitz kommen. „Im Kirchenvolk gehen Mentalitätswechsel langsamer vonstatten als anderswo“, sagt Thomas Koppehl, der dortige Superintendent. Er fürchtet, die Gleichstellung von Segnungen und Trauungen könnte fromme Gemeinden überfordern. Die Oberlausitzer Synodalen sind in der Ekbo-Synode aber eine Minderheit.

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