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So schön (zumindest von oben), so teuer (auch von unten): der unfertige Flughafen BER in Schönefeld.

© Dirk Laubner

Glosse zum Flughafen in Berlin: Die Islamisten haben's am BER nicht verbockt

Am ewig unfertigen BER wird anständige Arbeit gebraucht, natürlich. Aber was soll plötzlich die Rede vom Aufstand der Anständigen - und was haben Neonazis und Islamisten damit zu tun? Eine Glosse.

Eine Glosse von Andreas Conrad

Die Maßstäbe, was als anständig und was als unanständig anzusehen sei, sind in erheblichem Maße dem Wandel der Zeiten unterworfen. Das Aufkommen des Minirocks vor rund einem halben Jahrhundert etwa galt manch einem als erster Schritt zum Untergang des Abendlandes, heute kräht kein Gockel mehr danach.

Bei anderen Gelegenheiten hat solch eine Einordnung länger Bestand: Selbst nach 100 Jahren dürfte man sich darüber einig sein, dass beim BER nicht anständig gearbeitet wurde. Nicht alle, die dort mörtelten, schraubten, schweißten, wird man als unanständig geißeln können, das Gesamtergebnis aber schon. Insofern leuchtet der Appell von BER-Technikchef Jörg Marks, man brauche jetzt zur Fertigstellung des Flughafens einen „Aufstand der Anständigen“, zunächst einmal ein. Aber eben nur zunächst.

Denn wie es sich von selbst verbietet, für den BER oder was auch immer auf eine „Endlösung“ zu hoffen, ist auch besagter Aufstand, wenn auch aus ganz anderen Gründen, mit historischen Konnotationen verbunden, die ein erneutes Beschwören ausschließen.

Einen „Aufstand der Anständigen“ hatte im Jahr 2000 Kanzler Gerhard Schröder nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge gefordert, ein Ruf, der derzeit in TV-Kommentaren schon mehrfach wiederholt wurde. Aber wenngleich das BER-Debakel noch nicht in allen Details aufgeklärt ist: Die Neonazis oder gar die Islamisten waren es nicht.

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