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Berlin: Glück, Toleranz, Verantwortung

Neues Schulfach Ethik: So sieht der Lehrplan aus

Das neue Unterrichtsfach Ethik soll vom nächsten Schuljahr an Jugendlichen dabei helfen, „sich mit grundlegenden ethischen Problemen des persönlichen Lebens, des menschlichen Zusammenlebens sowie mit unterschiedlichen Wert- und Sinnangeboten konstruktiv auseinanderzusetzen“. Dies sieht der Rahmenplanentwurf vor, den eine Kommission aus Wissenschaftlern und Lehrern im Auftrag von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) erarbeitete und der kommende Woche vorgestellt werden soll. Der Lehrplan, der dem Tagesspiegel vorliegt, enthält eine Übersicht über die sechs zu behandelnden Themenbereiche.

Dies sind: Identität, Freundschaft und Glück; Freiheit, Verantwortung und Solidarität; Gleichheit, Recht und Gerechtigkeit; Diskriminierung, Gewalt und Toleranz; Schuld, Pflicht und Gewissen sowie Wissen, Hoffen und Glaube. Darüber hinaus empfiehlt das Papier bei Themen wie Glaube und Gewissen ausdrücklich die „Kooperation“ mit Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften.

Das Papier war mit viel Spannung erwartet worden, weil es innerhalb der SPD Unstimmigkeit über die Ausrichtung des Fachs gibt. Während die Parteilinke und die PDS wollen, dass sich das neue Fach eher an Brandenburgs Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER) orientiert, befürwortet die SPD-Rechte ähnlich wie die Kirchen eine Orientierung an der klassischen Philosophie. Dieser Ansatz existiert in allen Bundesländern, in denen man zwischen den Fächern Religion und Ethik wählen kann.

Da Bildungssenator Böger zum rechten Parteiflügel gehört, wäre es auch ihm lieber gewesen, dass es auch in Berlin eine solche Wahlmöglichkeit gibt. Dies aber hat der letzte SPD-Parteitag ausgeschlossen. Umso größer war die Verärgerung der Linken darüber, dass Böger dem neuen Fach den Arbeitstitel „Ethik“ gab und keine LER-Fachleute in die Rahmenplan-Kommission holte, sondern Lehrer, die seit Jahren im Modellversuch Ethik/Philosophie arbeiten. Ihnen zur Seite stellte er namhafte Philosophen wie Volker Gerhard von der HU und Walter Pfannkuche von der TU.

Nun bleibt abzuwarten, wie die Linke reagiert. Die PDS-Politikerin Siglinde Schaub kritisierte bereits, dass die interkulturelle Erziehung zu kurz komme und der religionskundliche Aspekt. Andererseits gibt es aber viele identische Themen in den Rahmenplänen für Ethik und LER. Der Hauptstreit dürfte sich daher an der Frage entzünden, wie stark die Kirchen in den Unterricht einbezogen werden. Die Linke hat sich bereits in Stellung gebracht und ein Forum gegründet, mit dem sie ihre Forderungen durchsetzen will. Der SPD-rechte Abgeordnete Karl-Heinz Nolte konterte, indem er das Forum als „totgeborenes Kind“ und „parteiisch“ bezeichnete.

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