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Berlin: Glückwünsche und Glaubensfragen

Türkische Zeitungen gratulieren Klaus Wowereit und berichten über eine Störerin in der Moschee

GAZETELER RÜCKBLICK

Der Geburtstag von Klaus Wowereit und der Tag der offenen Moscheen in türkischen Zeitungen im Rückblick.

„Herzlichen Glückwunsch“, stand auf Deutsch über dem Artikel in der Berlin-Beilage der Hürriyet. Die Überschrift des eigentlichen Textes gab Aufschluss darüber, wem die Zeitung gratuliert: „Wowereit ist 50 geworden.“ Dazu ein Porträt des strahlenden Regierenden Bürgermeisters von Berlin.

So viele Bürgermeister in Europa feiern Geburtstag – Klaus Wowereit schafft es mit diesem eher unspektakulären Ereignis in die Europa-Ausgaben der größten türkischen Tageszeitungen. Die Türkiye und Milliyet gratulierten ihm nicht so herzlich, aber immerhin war dieses Ereignis beiden Zeitungen eine bebilderte Nachricht wert.

Und auch an den Tag der Deutschen Einheit erinnerten die türkischen Zeitungen mit Berichten und Reportagen.

Eben dieser Tag war auch Tag der offenen Moscheen, der alljährlich bundesweit in mehreren hundert Moscheen begangen wird. In Berlin beteiligten sich fünf Moscheen der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religionen“ (DITIB) und sechs Moscheen der Islamischen Föderation. Interessant an der türkischen Berichterstattung ist, dass sich sämtliche islamischen Dachverbände bis hin zur islamistische Organisation Milli Görüs an dieser Aktion beteiligten, die türkischen Zeitungen jedoch nur die DITIB-Moscheen erwähnten. Der eingetragene Verein DITIB ist der verlängerte Arm des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten in der Türkei, der dort versucht, den Islam unter Kontrolle zu halten. Türken in Deutschland, die sich zur Trennung von Staat und Religion bekennen, beten vor allem in DITIB-Moscheen. Und so berichteten die Zeitungen etwa über die Feierlichkeiten in einer DITIB-Moschee in Köln mit kaukasischen Tänzen, religiösen Gesängen eines Kinderchores und einer Ausstellung.

Die Hürriyet berichtete außerdem über ein Vorkommnis in der DITIB-Moschee am Columbiadamm in Neukölln. „Sie hat Chaos verursacht“, schrieb die Zeitung über dem Bild einer Besucherin der Moschee. Sie hatte während ihres Rundganges den Moschee-Funktionären vorgeworfen, sie würden lügen. Die Stellung der Frau im Islam sei nicht gleichberechtigt, und die höher geratenen Türme seien kein Versehen. Die Hürriyet druckte nicht nur ein Foto der Besucherin, sondern auch ihren vollständigen Namen ab.

Suzan Gülfirat

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