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Teilnehmer des Kiff-in im Görlitzer Park.

© Luisa Jacobs

Görlitzer Park in Berlin: Kiff-in: Viel Rauch um wenig

Für Mittwochabend hatten sich 3000 Teilnehmer für ein Kiff-in im Görlitzer Park angemeldet, um gegen die Null-Toleranz-Politik des Innensenators zu protestieren. Etwa 400 Protestler waren vor Ort. Manch einer kam mit Tabak und Petersilie.

Normalerweise passiert ihnen das nur am Eingang von Clubs, aber vor einem Park wurden sie noch nie kontrolliert. „Kann ich mal bitte in eure Taschen gucken?“ Vor den Jugendlichen am Eingang zum Görlitzer Park an der Wiener Straße stehen zwei Polizisten und kontrollieren stichprobenartig die Passanten. Die zwei Jugendlichen reagieren gelassen, sie haben ohnehin nur Tabak und etwas Petersilie dabei. Kein Marihuana, nicht heute.

Im Park riecht es dann doch oft nach Cannabis. Etwa 400 Leute haben sich am Mittwochabend an den Stufen im Görlitzer Park getroffen, um gegen die neue Drogenpolitik des Senats zu protestieren. Denn seit dem 31. März hat der Senat die Regeln hier verschärft: Auch der Besitz von kleineren Mengen Cannabis soll jetzt zur Anzeige kommen. Am Abend beobachten mehrere Dutzend uniformierter Polizisten die Versammlung. Eine Anzeige bekommen aber nur ein paar Wenige, die allzu demonstrativ kiffen.

Online hatten sich 3000 Leute angemeldet

Auf Facebook hatten sich zuvor mehr 3000 Leute zum "Solidaritäts Kiff-in" angemeldet. Einer von denen, die trotz des lausigen Wetters gekommen sind, ist Alex. „Die Politik des Senats ist scheinheilig“, sagt der 28-Jährige, der zusammen mit ein paar Freunden hier ist. Vor sich trägt er ein Plakat auf dem steht: „Schluss mit den rassistischen Polizeikontrollen.“ Für den Kreuzberger geht es bei der neuen Null-Toleranz-Regel nur oberflächlich um Drogen. Vielmehr sei das Verbot der erste Schritt, um die Gegend um den Görli attraktiver für Investoren zu machen. Alles was nicht konsumfreudig sei, werde nach und nach verboten. „Irgendwann darf man dann kein Bier mehr trinken und noch ein wenig später nicht mehr Frisbee spielen,“ prophezeit Alex.

Wie Alex geht es vielen bei dem Protest auch um den Umgang mit Immigranten und Flüchtlingen. Der Senat wolle sich nur nicht mit den Immigranten auseinandersetzen, lautet die häufige Kritik. Innensenator Frank Henkel (CDU) dagegen hofft, die Drogenszene im Görlitzer Park langsam austrocknen zu können.

"Gute Qualität ohne viel Stress"

Doch gerade unter Ausländern gilt der Görli noch als sicherer Anlaufpunkt für den Kauf und Konsum von Marihuana. Das englischsprachige Online-Magazin Marihuanatravels.com bezeichnet den Görlitzer Park – neben der Hasenheide – als Ort, an dem man „gute Qualität ohne viel Stress bekommt“. Es sei ungefährlich, sich in einer diskreten Ecke ein Tütchen anzustecken. Schilder, die Ortsfremde über die neue rechtliche Lage informieren, gibt es nicht. „Wir werden keine Schilder aufstellen oder ähnliches. An Schulen und Kits gilt das auch und da stehen keine“, sagte ein Polizeisprecher. „Rauschgift wurde im Görlitzer Park auch schon davor beschlagnahmt und die Personalien der Anwaltschaft übergeben, daran ändert sich nichts.“ Bis sich die Null-Toleranz-Politik herumgesprochen hat, werden sich noch viele Kunden und Dealer im Görli in Sicherheit wähnen.

Auch eine Gruppe von Jugendlichen aus Bayern ist am Mittwochabend nicht etwa zum Soli-Kiffen in den Görli gekommen, sondern weil sie gehört hatten, „dass man hier immer was bekommt“. Doch angesichts von so viel Polizei trauen sie sich doch nicht, jemanden nach Marihuana zu fragen.

Luisa Jacobs

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