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Los geht’s. Am und im Görlitzer Park wird gebaut.

© Pascale Müller

Görlitzer Park in Berlin: Mit Presslufthämmern gegen das Dealen

Neue Eingänge sollen die Sicherheit im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg verbessern. Es gebe dort ein Problem, das nicht zwingend mit den Dealern zu tun habe, so ein Anwohner.

Am Mittwochmorgen ist der Görlitzer Park grau und so gut wie leer. Am Eingang an der Skalitzer Straße, direkt neben dem Restaurant Hühnerhaus 36, dröhnt ein Bohrer, zwei Bauarbeiter brechen die Backsteine aus einem Mauerstück. Voraussichtlich bis April wird in Berlins meistdiskutiertem Park gebaut.

Vor allem sollen die Eingänge übersichtlicher gestaltet und eine Zufahrt zu den Gebäuden auf dem Parkgelände geschaffen werden. Auch der Kinderbauernhof soll erweitert werden, wie Bezirksstadtrat Hans Panhoff bekannt gegeben hat.

Die Dealer ziehen sich andere Ecken zurück

Verschwinden sollen auch die Parkeingänge an der Falckensteinstraße, die vorwiegend zum Dealen genutzt wurden. So soll das Sicherheitsgefühl der Besucher verbessert werden. An den Eingängen warten besonders am Abend viele Drogendealer auf Kunden. An diesem Mittwochmorgen haben sie sich allerdings in andere Teile des Parks zurückgezogen.

Die Geräusche der Bohrer dröhnen über die Grünflächen. Es sind kaum Menschen unterwegs. Fast alle der wenigen Besucher haben ein Kind an der Hand oder im Buggy. So auch Wolfgang, der mit seinem Kind auf der Wiese steht und nur beim Vornamen genannt werden möchte. Er wohnt schon seit zehn Jahren in Kreuzberg, neben der Markthalle.

Geholfen hat bisher wenig

Früher sei er oft in seiner Mittagspause in den Park gegangen. Das mache er heute gar nicht mehr. „Das ist nicht mehr mein Publikum hier“, sagt er. „Mich stören die Dealer nicht, aber die Partygänger, die vielen Touristen und dass der Park immer mehr vermüllt.

“ Wolfgang kommt heute nur noch wegen seines Kindes hierher. Aber auch das ungerne. „Da liegen überall Glasscherben rum, das ist schon nicht so schön“, sagt er. Seit Einführung der „Null-Toleranz-Zone“ und der Taskforce „Görlitzer Park“ durch Innensenator Frank Henkel (CDU) habe sich hier nichts verändert. Trotz 400 Razzien und Kontrollen bis Anfang November und mehr als 52 000 Einsatzkräftestunden bleibt der Park ein Sorgenkind. Wege wurden erneuert und teilweise beleuchtet, Büsche und Hecken radikal gestutzt. Doch geholfen haben diese äußerlichen Maßnahmen kaum, sagen viele der Anwohner, die im Park unterwegs sind.

Sicherheit hänge nicht unbedingt mit Dealern zusammen

Lorenz Rollhäuser, ein Sprecher der Anwohnerinititative Görlitzer Park, begrüßt bauliche Maßnahmen grundsätzlich, hält sie aber für nicht wesentlich. „Es gib im Park ein Sicherheitsproblem, das nicht zwingend mit den Dealern zusammenhängt“, sagt er.

Im letzten Jahr hätten Raub und Diebstähle weiter zugenommen, auch weil der Park vor allem im Sommer sich selbst überlassen sei. „Wir halten daher unsere Idee der Parkläufer weiterhin für notwendig und wichtig, die nicht zu Polizei oder Ordnungsamt gehören, aber im Park Ansprechpartner und Konfliktmanager sind“, so Rollhäuser. Er fände es aber sehr gut, dass der Bezirk plane, den Spielplatz am Rodelberg neu zu gestalten: „Damit dieser Teil des Parks für Anwohner und Besucher wieder attraktiver wird.“

Wenn Polizei kommt, gehen sie woanders hin

Im Moment sind die Büsche an jener Seite des Parks und der hintere Teil bis zum Parkteich vor allem Dealer-Territorium. Einer von ihnen läuft in Steppweste und Kapuzenpulli langsam um das Backsteingebäude des Café Edelweiss herum, dort steht ein Kunde, ein Mann aus Spanien.

Geld wechselt den Besitzer, der Spanier sagt: „Come on, gimme some more“. Da steckt ihm der Mann in der Steppweste etwas zu, sagt: „That’s it“ und geht weiter. Wenn die Polizei kommt, sagt der Dealer dann, gehen sie einfach woandershin. Der Schlagbohrer der Bauarbeiter ist inzwischen verstummt. Oben auf dem Hügel, gegenüber vom Café Edelweiss, sitzt jetzt ein junger Mann mit Pferdeschwanz und zündet sich trotz Nieselregens in aller Ruhe einen Joint an.

Pascale Müller

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