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Berlin: Göttlicher Kick

Acht Pfarrer spielten Fußball gegen acht Imame

Das sei doch „höchst merkwürdig“, grinst Basel Allozy. Da organisiere seine Weddinger Gemeinde Diskussionsrunden und Infoabende, um das verzerrte Bild des Islams geradezurücken, doch niemand komme vorbei. „Aber sobald irgendwo ein Fußball im Spiel ist, wimmelt es vor Kameras und Mikrofonen.“ Sogar CNN und Al Dschasira sind da.

Das ist aber auch eine komische Vorstellung: Acht Pfarrer spielen Fußball gegen acht Imame, auf dem Sportplatz der Friedrich-Ebert-Oberschule in Wilmersdorf. In bunten Fußballtrikots und mit Stollenschuhen. Und die Linienrichter sind Juden. Ein „Zeichen für Frieden und Verständigung“ wolle man heute setzen, sagt Roland Herpich, das sei wichtig, gerade jetzt während der überhitzten Diskussionen über den Moscheebau in Heinersdorf. Herpich ist Superintendent des Kirchenkreises Wilmersdorf und Kapitän der Christen. Ja doch, er habe Angst vor den Muslimen, gibt er zu. Weil es in England schon mal so ein Spiel gab. Da wurden die Christen 0:6 vom Platz gefegt. Heute kommt es anders: Kapitän Herpich schießt sein Team in Führung, ein Kinderpfarrer erhöht. Zur Halbzeit steht es schon 7:1.

Egal. Es geht ja um das Zeichen. Und um „eine wunderbare Gelegenheit“, sagt Basel Allozy. Um zu zeigen, dass „Islam nichts mit Ehrenmord, Extremismus, Integrationsunwilligkeit und all dem zu tun hat“. Die Christen schießen noch fünf Tore, die Mannschaften spielen etwas behäbiger als zuvor, aber genauso fair. Fouls gibt es nicht. Einmal fällt ein Imam unsanft zu Boden – aber nur, weil er über die eigenen Füße gestolpert ist. Der Schiedsrichter muss bloß pfeifen, wenn abseits ist. Sind die Spieler heute übervorsichtig, um die schöne Symbolik des Ganzen nicht zu gefährden, oder spielen sie immer fair, weil sie gläubige Menschen sind? Schon möglich, sagt der Schiedsrichter. Aber eigentlich hat er noch eine andere Erklärung: „Die meisten sind doch schon älter. Da kann man sich nicht mehr so flink bewegen – und auch nicht so hart foulen.“

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